Jan Twachtmanns Bericht aus Dubai

Der von der UN und UNESCO begründete "Hellmut Mehnert Award für Verdienste auf dem Gebiet des Diabetes und seiner Komplikationen" wurde am 7. Dezember 2011 in Dubai anlässlich des Kongresses der Internationalen Diabetes Vereinigung (IDF) verliehen. Er wurde vom Vorsitzenden des Award-Kommitees, Professor Harry Keen (London), in Anwesenheit des Namensgebers Professor Hellmut Mehnert (München) überreicht.

Einige Fotos der deutschen Delegation zu den IDF Young Leaders

Etwas spät aber nicht vergessen kommen nun einige Fotos von uns, um Euch ein paar Impressionen von unserer Zeit in Dubai zu geben. Wie Ihr sehen könnt haben wir auch den derzeitigen Präsidenten der IDF Prof. Mbanya und den zukünftigen Presidenten Sir Hirst getroffen.

In Kürze kommt von mir auch noch ein Beitrag über die beschlossenen Dinge, was die Young Leaders nun eigentlich sind und wie die Zukunft aussehen soll!

15. Dezember 2011 - 21:41 – Jan

Wüstensafari und die letzten Wahlen

Gestern sind wir nachmittags in die Wüste aufgebrochen. Nach ca. 30 Minuten Fahrt über die Autobahn sind wir in ein Wüstenreservat abgebogen. Dort sind wir durch die Wüste zu einem nachgestellten Nomadencamp gefahren und zuerst gab es als Programmpunkt Kamelreiten;
sehr cool. Danach gab es Essen und Wasserpfeifen. So komplett unter freiem Himmel habe ich noch nie geschlafen, gestern schon. Wir hatten "Couches" und dünne Matratzen mit Schlafsäcken. Ich habe meinen Teil der Couch dann mit weiteren Kissen verstärkt und dann unter freiem Himmel genächtigt. Es wurde allerdings wirklich kalt, obwohl wir in der Wüste waren. So klar sieht man die Sterne sonst aber selten. Hier in der Gegend gibt es ein Sternenbild, das aussieht wie ein Pfeil. Dieser Pfeil zeigt gen Norden und half den Nomaden bei der Navigation. Außerdem gab es einen DJ und eine schöne Party. Alle haben es genossen mal weniger arbeiten zu müssen, weil die letzten Tag doch schon sehr anstrengend waren.

Morgens hatten wir bereits frei und Katarina und ich nahmen die Gelegenheit war mal die Mall of the Emirates zu besuchen.

Heute hatten wir dann regionale Treffen und haben die Mitglieder des Vorstands bestimmt. Katarina wurde gewählt und morgen steht eine weitere zusätzliche Abstimmung an, durch die ich wahrscheinlich einen extra Sitz im Council der IDF Young Leaders bekomme. Ich bin sehr gespannt, ob das klappt, aber beim Lobbying klang es so!

Heute haben ich meinen Diabetologen aus der Pädiatrie wiedergetroffen, da muss man wohl erst einmal mehrere tausend Kilometer fliegen. Leider ist morgen schon der letzte Tag, da die deutsche Delegation Freitag Nachmittag (lokaler Zeit) zurückfliegt. Es hat sich wirklich gelohnt und wir haben schon jetzt so viel erreicht, aber dazu später mehr.

7. Dezember 2011 - 22:28 – Jan

Die Organisation steht (fast)

Heute begann zunächst der World Diabetes Congress, Bilder des deutschen Standes folgen. Es sind der viele große Hersteller vertreten, nicht zuletzt aber auch kleinere, z. B. der Hersteller von Timesulin, von dessen Produkten ihr in den nächsten Wochen sicherlich noch mehr bei Diabetes-Index lesen könnt.

Mittags trafen wir uns dann für einen Vortrag und die ersten Wahlen. Zunächst kurz zum Aufbau. Es werden nationale Diabetesgrupoen gebildet, die wiederum Jugendvertreter entsenden, alle Länder sind dann in ihren jeweiligen Regionen repräsentiert, wir zum Beispiel in Europa. Aus den Regionen setzt sich dann der Council, also praktisch der Vorstand, zusammen (zwei Vertreter je Region). Dem Council steht der Präsident, ein Präsident-Elect und ein Vize-Präsident vor. Diese drei Positionen haben wir heute gewählt. Wie man es von uns gewohnt ist, gab es überwältigende Mehrheiten. Präsident wird Alex Silverstein sein (UK) als Präsident-Elect wurde der Südafrikaner Keegan Hall gewählt und als Vize-Präsidentin Sanaa aus Pakistan. Von ihr können wir euch hoffentlich bald noch ein kleines Interview zeigen. Sanaa verdient meinen größten Respekt dafür, unter welchen Bedingungen sie erfolgreich arbeitet. Solch engagierte und toughe Aktive kann man sich nur Wünschen. Die Vertreter der Regionen werden erst am Mittwoch gewählt. Heute hatten wir dann ab dem späten Nachmittag Freizeit. Morgen hört ihr nichts von mir, da wir ab morgen Nachmittag in der Wüste sind und erst übermorgen Mittag zurückkehren. Davon werde ich selbst verständlich berichten.

Heute haben wir den Abend in einer internationalen Zusammensetzung im 7-Sterne Hotelrestaurant des Hotels Burj Al Arab ausklingen lassen. Wir saßen dort am Strand und im Dunkeln wirkt die Skyline besonders imposant. Das kann ich jedem nur empfehlen!

5. Dezember 2011 - 21:39 – Jan

Der letzte Schliff vor den Wahlen

Heute haben wir morgens direkt mit einem Vortrag von Merith Basey angefangen. Merith engagiert sich in Südamerika seit Jahren für Diabetiker. Viele haben keinen Zugang zu täglichem Insulin und/oder leben von weniger als 1,50 US-Dollar pro Woche. Ihr Vortrag war wirklich interessant und bewegend.

Danach haben wir direkt die zuvor beschlossenen Strukturen besprochen/verfeinert und Wahlverfahren ausgehandelt. Die genaue Struktur werde ich in den nächsten Tagen ausführlich darlegen. Morgen finden die Wahlen statt, bei denen ich mich selbstverständlich auch zur Verfügung stelle; allerdings ist die Konkurrenz groß, da weit über 50% der Delegierten aus Europa kommen.

Außerdem habe ich ausführliche Gespräche mit den Belgiern und den Niederländern gehabt und wir wollen unbedingt zusammenarbeiten. Insbesondere für Jugendcamps eignet sich das wirklich gut. Die beiden Holländerinnen sind auch wirklich aktiv und wollen in ihrem Land wirklich etwas bewegen.

Danach sind wir zur Opening Ceremony ins World Trade Center gefahren und direkt danach zum Dinner mit den Sponsoren. Dort hatte ich auch die Gelegenheit mich mit dem President-Elect der IDF, ab 2012 Präsident dessen, zu unterhalten. Sir Michael Hirst hat dieses Programm neben Debbie Jones und Paul Madden mit Team besonders unterstützt. Er ist wirklich offen gegenüber den Delegierten, er verspricht ihnen jede mögliche Hilfe und mag es nicht, wenn man ihm die Ehren eines englischen Adels zukommen lässt. Ich darf ihn also nur noch mit dem Vornamen ansprechen. Damit kann ich sehr gut leben.

Ich hoffe wir können mit dem Spirit der Konferenz wirklich was für Kinder und Jugendliche bewegen. Die Kontakte und Ideen sind da, jetzt fehlt nur noch ihr: die Teilnehmer!

Morgen früh beginnt der Kongress. Ich berichte euch dann ganz besonders auch von den Wahlen!

4. Dezember 2011 - 22:25 – Jan

Lange Debatten über den Organisationsaufbau

Was mir immer mehr auffällt ist, dass es ganz egal ist von woher jemand kommt. Die Probleme sind grundsätzlich dieselben. In manchen Ländern haben es Diabetiker schwerer in manchen leichter. In Argentinien gibt es indirekt ein Gesetz, dass Du nicht arbeiten darfst, wenn Du Diabetes hast. Dort schicken manche sogar Freunde oder Geschwister zur ärztlichen Untersuchung. Aber die Probleme im Umgang mit dem Diabetes sind sehr ähnlich.

Ich wurde gebeten unser internes Forum zu leiten, für das ich heute spontan ein Konzept vorgetragen habe. Ich möchte versuchen damit auch die Jugend aus Deutschland, die nicht hier ist, dahingehend zu integrieren, dass sie Anregungen und Vorschläge an die Young Leaders schicken können!

Das wichtigste Thema war, und das dauerte auch am Längsten, war die Frage, wie sich die Young Leaders organisieren. Hier gab es sehr konstruktive aber umstrittene Diskussionen. Letztendlich haben wir uns aber fast einstimmig auf eine Grundstruktur einigen können. Diese Grundstruktur ist die Basis für unsere weitere Arbeit, ohne diese ist kein weiteres Engagement möglich. Umso erfreuter bin ich, dass wir von über 80 Teilnehmern nur eine Abweichung haben und die Person hat für ein Konzept abgestimmt, das nicht vollkommen unterschiedlich ist von dem, was wir nun umsetzen werden. Morgen geht es an die Verhandlung von Details, wobei da noch nicht ganz klar ist, wie wir das mit so vielen Teilnehmern hinbekommen können. Möglicherweise brauchen wir dafür einen kleinen Konvent. Ich bin sehr gespannt, der derzeitige Stand der Dinge, ohne bereits Details verraten zu wollen, ist wirklich super gut oder, um es mit den Worten Paul Maddens zu formulieren: "It's amazing!"

Ich habe versucht mit den "EU Teilnehmern" Lobbying zu betreiben und mir ist aufgefallen, dass wir Delegierten aus EU Ländern keine entgegengesetzten Auffassungen haben. Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass wir innerhalb der EU zusammen arbeiten. Letztendlich haben wir faktisch gesehen eine gemeinsame EU Regierung, die Gesetze erlässt, an die wir und halten müssen. Eine wirkliche Zusammenarbeit von Diabetes Organisationen findet jedoch nicht statt. Das finde ich unglaublich traurig. Gestern hörte ich aus Belgien, dass dort für 2012 ein Jugendcamp geplant wird, das international sein soll und in Serbien stattfindet. Nach meiner Rückkehr werde ich dazu auch auf href="www.diabetes-index.de">Diabetes-Index einen Bericht verfassen! Ich würde mich freuen, wenn auch deutsche teilnähmen. Grundsätzlich sollten wir solche Projekte zukünftig internationaler in der EU planen.

Zu dem Aufbau der Young Leaders kann ich morgen vielleicht schon mehr berichten.

3. Dezember 2011 - 21:15 – Jan

Tag zwei die Ziele werden enthüllt

Heute Morgen haben wir und alle am Al Safa Park getroffen um ein Zeichen zu Gunsten von dabetischen Kindern und Diabetikern in Afrika zu setzen. Wir gingen, alle gelb gekleidet, eine Strecke von 3 km um den Park, begleitet von Musik und einer vorherigen Ansprache. Eine wirklich gute Idee und wirklich sinnvoll.

Nach der Rückker in das Tagungshotel durften wir eine Rede von Sir Michael Hirst (President-Elect IDF) hören. Zuerst einmal, er ist einer der besten Redner die ich je kennengelernt habe. Sir Hirst engagiert sich für Diabetes, seitdem die Krankheit bei seiner Tochter diagnostiziert wurde. Damals war er gerade Parlamentarier und benutzte von Anfang an seinen Einfluss, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Ziel des Young Leaders Programms, dass besonders von Sir Hirst vorangetrieben wurde, ist, Diabetiker stärker einzubinden in die IDF. Wir sollen ein Kommittee bilden, das einen in den Vorstand der IDF abordnet. Die Jugend soll stärker eingebunden werden und die nationalen Diabetesorganisationen mit frischem Blut und frischen Ideen voranzutreiben. Es wäre nicht das erste Mal, dass Sir Hirst alles umkrempelt. DiabetesUK wie man es heute kennt wurde von Hirst entsprechend gebildet. Er hat den Verband, um es mit den Worten von Debbie Jones zusagen, DiabetesUK revolutioniert. Morgen entscheiden wir, was genau umgesetzt wird.

Phil Southerland kennt praktisch kein Leben ohne Diabetes. Als die Krankeit bei ihn diagnostiziert wurde sagten die Ärzte zu seiner Mutter, "ihr Sohn wird mit 25 tot sein und wenn er überlebt, wird er blind sein". Heute ist Phil Southerland über 30, kann ohne Brille sehen. Heute fährt er professionell Radrennen, und das obwohl man seinen Eltern damals sagte er dürfe nicht spielen gehen, denn wenn er den Fuß verletzt müsse dieser amputiert werden. Hier gibt es eigentlich zwei ganz essentielle Messages: 1) Man darf keinesfalls aufgeben und sollte immer für ein besseres Leben kämpfen und auch kontrolliert etwas wagen. 2) Technische Innovationen sind unglaublich wichtig, um das Leben besser und einfacher zu machen und in seinem Fall, um das Leben auf unbestimmte Zeit zu verlängern! Southerland wird eventuell schon 2012 an der Tour de France teilnehmen, zusammen mit seinem "Type-1 Team". Spätestens 2013 müssen wir ihm alle die Daumen drücken!

Wusstet ihr, dass Diabetiker in China bis vor kurzem, teilweise bis heute, gar nicht zur Schule gehen dürfen? Und der Staat offiziell keine Diabetiker anstellt?

Nachmittags haben wir uns im örtlichen Ritz noch mit dem derzeitigen Präsidenten der IDF getroffen und uns unterhalten. Sehr nett der Mann. Danach haben wir uns noch mit eigenen Ideen an der Triennium Planung beteiligen dürfen.

Insgesamt ein sehr gelungener Tag. Morgen früh geht's mit sehr interessanten Entscheidungen und einem Vortrag von mir weiter!

2. Dezember 2011 - 21:08 – Jan

Der erste Tag

Heute ging es erst abends los, wegen der Reisenacht war das auch ganz
gut so. Anfangs gab es eine kleine Einführung insbesondere zum
Diabetes-Atlas: Wusstet ihr, dass es 2030 50% mehr Diabetiker gibt als
jetzt 2011? Aber schlimmer noch in einigen Entwicklungsländern wird
sich die Anzahl der Diabetiker bis 2030 praktisch verdoppeln. Eine
Entwicklung, die man unbedingt und schnell angehen muss!

Wichtigstes Ziel heute war das gegenseitige Kennenlernen. Außerdem wurden per Brainstorming Wünsche gesammelt, hinsichtlich dessen was die Teilnehmer erwarten oder von der Veranstaltung mitnehmen möchten. Mir ist es wichtig, dass sich ein internationales Netz spannt, wo man einen gegenseitigen Austausch hat und von den Erfahrungen und Ideen anderer profitieren kann und durch gemeinsame Aktionen Aufmerksamkeit erregen kann. Eine internationale Vernetzung wird für uns wohl immer wichtiger. Viel wichtiger aber noch ist die Vernetzung innerhalb der Region Europa, da ich denke, dass zukünftig mehr Sozialpolitik in Brüssel entschieden wird. Darauf muss die Diabetes-Lobby, darauf müssen wir Patientenorganisationen vorbereitet sein. Das Projekt hier in Dubai bietet dafür die perfekte Grundlage!

Das Projekt wird auch länger gehen als diese 9 Tage, es soll eine langfristige Institution werden! Ich bin gespannt.

Morgen findet ein Diabetes Marsch mit diabetischen Kindern aus Dubai statt. Diabetes ist hier nicht so anerkannt wie es das bei uns ist und ein Antidiskriminierungsgesetz wird es hier sicherlich auch nicht geben. Daher wollen wir Flagge zeigen und uns für die Kinder stark machen. Der Marsch ist 3km lang; ich hoffe es wird gut. Jetzt haben wir 1:15 nach lokaler Zeit und ich muss ins Bett morgen früh um kurz nach 8 Uhr fängt der Lauf bereits an und ich muss dort erst noch hinfahren. Hier ist es noch schön warm, wer im T-Shirt läuft muss nicht frieren, allerdings ist es hier angemessen zumindest bis zum Ellenbogen bekleidet zu sein!

1. Dezember 2011 - 22:16 – Jan

Ankunft der deutschen Young Leaders in Dubai

Liebe Leser,

glücklicherweise gibt es in der Lobby free Wifi, zwar nicht auf dem Zimmer, aber so haben wir die zweitbeste Lösung gefunden.

Gestern Abend haben wir uns alle in Düsseldorf am Flughafen getroffen und sind mit der Schwebebahn vom Bahnhof zum Flughafen gereist. Nach dem Einstieg in das Flugzeug der Linie Emirates ging es dann pünktlich los. Wir konnten im Flugzeug allerdings nur beding schlafen, so dass wir gerade ziemlich müde sind. Schließlich sind wir ja auch gerade erst angekommen. Hier im Ibis warten wir in der Lobby gerade darauf, dass unsere Zimmer frei werden. Die Sicherheitschecks waren ganz problemlos, keiner hat uns nach Medikamenten gefragt oder warum wir spritzen mit ins Flugzeug nehmen wollten. Nach der Einreisekontrolle in den Vereinigten Arabischen Emiraten (die recht streng ist, mit Foto und allerhand Fragen etc. pp.) bekamen wir unser Visum und machten uns auf zu den Taxis. Kleiner Tipp für künftige Dubai-Reisende: Die anrennenden inoffiziellen Taxifahrer geschickt meiden und zum offiziellen staatlichen Taxiservice gehen, dort kostet die Fahrt nur die Hälfte. Wir fuhren mit einer Taxifahrerin, die entsprechend mit einem rosa Dach und rosa Dienstkleidung gekennzeichnet war. Ich versuche wenigstens einmal täglich vom Tage zu berichten. Wir haben es gerade 8:23 Uhr, bei Euch ist es gerade 5:23 Uhr.

Situation: 24°C, sonnig, keine Wolken, blauer Himmel!

1. Dezember 2011 - 5:27 – Jan