Diabetes und die nichtalkoholische Fettleber: richtig vorbeugen und behandeln

Untertitel
Expertenchat mit Prof. Dr. med. Jörn M. Schattenberg

Am 12. August 2021 fand der Experten-Chat zum Thema "Diabetes und die nichtalkoholische Fettleber: richtig vorbeugen und behandeln " mit Professor Dr. med. Jörn M. Schattenberg statt. Er beantwortete Ihre Fragen live am Donnerstag zwischen 17:00 und 18:45 Uhr.

Prof. Dr. Jörn M. Schattenberg

Leiter des Bereichs metabolische Lebererkrankungen und der Studienambulanz an der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Langenbeckstr. 1
55131 Mainz
Deutschland

Protokoll der Sprechstunde

  • Betreff: Heilung bei Fettleber

    Frage

    Guten Abend Herr Dr. Schattenberg, bei meinem Vater, der schon länger Diabetes Typ 2 hat, wurde eine Fettleber festgestellt. Er spritzt seit anderthalb Jahren auch Insulin. Er hat bisschen Übergewicht am Bauch, aber schlanke Beine. Er trinkt ein, zwei Bier pro Woche und ißt gern deftig. Ist die Fettleber heilbar? Mein Vater ist nicht einfach zu Lebensstilumstellungen zu bewegen. Schöne Grüße Jana P.

    Antwort

    Danke für diese Frage. Neben der Einstellungen des Diabetes und einer möglichen Fettstoffwechselstörung kann die sogenannte nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) zu gesundheitlichen Beschwerden und fortgeschrittenem Umbau der Leber mit Narbengewebe  führen.  Zur Zeit wird Patienten eine Gewichtsreduktion empfohlen. Bereits geringe Veränderungen – z.B. eine Reduktion um 5% vom Ausgangsgewicht - hat einen positiven Einfluss auf die Leberverfettung.  Zur medikamentösen Behandlung  sind in D noch keine  Therapien zu gelassen.  Heute kann durch die Teilnahme an Therapiestudien an neuen Therapiekonzepten teilgenommen werden. Ich rechne  im Jahr 2022 mit der Zulassung von Medikamenten zur Behandlung der NAFLD durch die Europäische Arzneimittel Behörde (EMA).

  • Betreff: Risiko für Leberkrebs

    Frage

    Lieber Herr Professor Schattenberg, wie hoch ist das Risiko, dass aus einer verfetteten Leber eine Leberzirhose oder Leberkrebs wird? In der Familie meiner Frau gab es Verwandte mit Darmkrebs und meine Frau hat etwa 20 Kilo Übergewicht. Hat sie ein erhöhtes Krebsrisiko?
    Viele Grüße
    Michael S.

     

    Antwort

    Das Risiko von Menschen, die mit Übergewicht und einer NALFD ist in Bezug auf verschiedenen Tumorarten, so z.B. den Darmkrebs und den Brustkrebs, erhöht. Bereits eine geringe Gewichstreduktion von ca. 5% des Ausgangsgewicht kann zur Risiko-Reduktion beitragen. Insgesamt tragen aber viele Faktoren zur Tumorentstehung beim Menschen bei.

  • Betreff: Fettleber und Diabetes Typ 2

    Frage

    Hallo Herr Professor Schattenberg, ich bin 60 Jahre als und habe seit 5 Jahren Diabetes Typ 2. Bislang komme ich mit Tabletten aus und bewege mich viel. Eine Bekannte erzählte mir, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes ein hohes Risiko für eine Fettleber haben. Ich trinke keinen Alkohol und bin nicht dick. Bin ich trotzdem gefährdet, soll ich meinen Hausarzt darauf ansprechen?
    MfG

    Margit Sch.

    Antwort

    3 von 5 Menschen mit Diabetes haben eine Fettleber in Deutschland. Die Menge an Narbengewebe (Fibrose) ist entscheidend für die weitere Prognose. Heute empfehlen wir einfache Bluttests zur Erkennung von Risikopatienten. GOT, GPT und Thrombozyten werden für den FIB-4 Wert benötigt. Spezialisierte Ultraschalluntersuchungen sind genauer, werden aber selten angeboten. Ich würde Ihnen eine Kontrolle des FIB-4 Score empfehlen (https://www.hepatitisc.uw.edu/page/clinical-calculators/fib-4). Die sogenannte Elastographie mittels Ultraschall  ist an spezialisierten Zentren auf Anfrage hin möglich.

  • Betreff: Diabetes Typ 1, Glukosewerte und Fettleber

    Frage

    Guten Tag Herr Professor Schattenberg, kann man auch mit Diabetes Typ 1 eine nichtalkoholisch bedingte Fettleber entwickeln? Ich bin 46 Jahre alt habe seit meinem 11. Lebensjahr Diabetes. Meine Glukosewerte schwanken manchmal ziemlich und ich habe mit meinem Gewicht zu kämpfen. Abnehmen mit Diabetes Typ 1 ist nicht einfach. ☹ Könnte eine Fettleber eventuell mit den Glukoseschwankungen zusammenhängen?

    Viele Grüße
    Nicole M.

    Antwort

    Auch der Typ-1-Diabetes kann zur Leberverfettung beitragen. Allerdings entstehen mit Typ-1-Diabetes nur selten abträgliche Leberentzündung und Vernarbung. Die Kontrolle der Blutzuckerwerte mit Vermeidung von Hyper- und Hypoglykämien hat eine größere Bedeutung und Komplikationen des Typ-1-Diabetes treten viel öfter an den Gefäßen und am Herzen auf. Die stabile Einstellung sollte für Sie im Vordergrund stehen.

  • Betreff: Ernährungsumstellung/Fruchtzucker

    Frage

    Hallo Prof. Schattenberg, mein Ehemann soll wegen starken Übergewicht und Fettleber seine Ernährung verändern. Er soll möglichst wenig Zucker essen, besonders Fruchtzucker. Er mag aber sowieso schon die meisten Obstsorten gar nicht, ich weiß nicht, was wir noch weglassen sollen? Bestimmte Gemüsesorten sind eigentlich auch Obst, Paprika zählen ja zu den Beeren, sollte man auf die auch verzichten?

    Danke für Infos.

    Judith K.

    Antwort

    Die Umstellung sollte die individuellen Vorlieben berücksichtigen, um möglichst mit „Lust“ auch umsetzbar zu sein. Ich empfehle den Kohlenhydratanteil zu reduzieren – Brot und Nudeln. Ebenso sollte nur Wasser und keine gesüßten Getränke oder Schorlen getrunken werden. Darüber hinaus kann insbesondere das zeitlich begrenzte Essen (z.B. zw. 8 und 16 Uhr) oder 5:2 mit hypokalorischer Diät an 2 von 7 Tagen in der Woche unterstützen. Diese Fastenansätze haben aber auch einen Einfluss auf den Typ-2-Diabetes und können - insbesondere bei Insulin-pflichtigen Diabetikern - den Bedarf an Medikamenten reduzieren. Sie sollten deshalb Ihre Lebensstilumstellung von Ihrem Diabetologen/in oder der Ernährungsberaterin/er begleiten lassen.

     

  • Betreff: Fettleberabbau

    Frage

    Hallo Herr Professor Schattenberg, wie lange dauert es, eine Fettleber wieder abzubauen, wenn man eine Ernährungsumstellung und Sport konsequent durchzieht? Spürt man das selbst oder kann das nur der Arzt im Ultraschall und an den Blutwerten sehen?

    Viele Grüße,
    Matthias

    Antwort

    Erste Veränderungen sind schon nach 8 bis 12 Wochen bemerkbar. Die Verfettung geht zurück und die Leberwerte ebenso. Im Stadium der Zirrhose sind auch noch Verbesserungen möglich – das dauert aber länger und braucht mehr Durchhaltevermögen. Insgesamt ist es in jedem Stadium von der NAFLD-Lebererkrankung empfehlenswert, einen Versuch zu unternehmen, durch Lebensstilanpassungen einen Nutzen für die Leber zu erzielen.

  • Betreff: Leberentgiftung mit Kapseln möglich?

    Frage

    lieber herr professor schattenberg, im internet habe ich gelesen, dass man seine leber mit speziellen kapseln "entgiften" kann. darin sind pflanzenstoffe, unter anderem mariendistel. wirken solche entgiftungskuren? Es gibt ja auch leber-gallen-tees, können die auch gegen leberfett helfen?

    schöne grüsse
    michaela

    Antwort

    Es gibt keine klinischen Studien, die eine Überlegenheit im Vergleich zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung bewiesen haben. Ich empfehle keine speziellen pflanzlichen Therapien. Allerdings kann ich Patienten, die einen individuellen Nutzen bemerken, nicht davon abraten.

  • Betreff: Inulin und Eiweiß

    Frage

    Hallo Herr Professor Schattenberg, können Sie das Probiotikum "Inulin" bei einer Fettleber-Therapie empfehlen? In einer NDR-Sendung wurde darüber berichtet, ein Teelöffel pro Tag kann die Werte verbessern sowie Eiweißdrinks was halten sie davon?

    Viele Grüße
    Sandra D.

    Antwort

    Keine spezielle Therapieempfehlung für die nicht-alkoholische Fettleber. Eine ballaststoffreiche Ernährung kann durch Regulation des Stuhlgangs (Verknüpfung zum Mikrobiom) und früherem Sättigungsgefühl aber bei der angestrebten Gewichtsreduktion unterstützen. Eine Überlegenheit von Inulin gegenüber einer ballaststoffreichen, ausgewogenen Ernährung (Empfehlungen DGE, bzw. Ihres Diabetes Berater/in) ist meines Wissens nicht bekannt.