Diabetes und Sport: Mit Bewegung in den Frühling starten

Am 9. Februar 2017 findet unsere Experten-Sprechstunde mit PD Dr. med. Axel Preßler zum Thema "Diabetes und Sport: Mit Bewegung in den Frühling starten" statt. Er beantwortet Ihre Fragen live am Donnerstag, den 9. Februar zwischen 16.30 und 18.30 Uhr.

PD Dr. med. Axel Preßler, München
PD Dr. med. Axel Preßler, München

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler

Törringstr. 6
81675 München
Protokoll der Sprechstunde

Betreff: Diabetes und Sport

Erik fragt: 

Guten Tag, habe seit etwa einem jahr Diabetes und möchte nun auf eine Insulinpumpe umstellen. Jetzt habe ich eine Frage dazu: welche Pumpe eignet sich für mich, gibt es Unterschiede?, ich muss sagen ich habe keine Ahnung welche Pumpe gut für mich wäre, da ich ein Sportler bin. Bin ein aktiver Wassersportler und mache auch in jedem Urlaub (Wasser)Sport. Welche Pumpe kommt da für mich in Frage kommt, da ich viel mit Wasser zu tun habe. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Gruß Erik

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Erik
Die erste "wasserdichte" Pumpe war die Animas Vibe, heutzutage steht die Angabe grundsätzlich bei den meisten Modellen dabei; bei allen ist aber Vorsicht geboten und die Herstellerangaben zu beachten, oft gilt dies z.B. nur für die Wasseroberfläche oder bis zu einer bestimmten Tiefe. Die perfekte wasserdichte Pumpe gibt es meines Erachtens nicht, auch helfen Taschen nur bedingt und nur an der Oberfläche. Letztlich muss man sich überlegen, ob bei zumindest kurzzeitigem Wassersport (1-2 h) nicht doch besser ein vorübergehendes Ablegen der Pumpe besser ist.

Betreff: Diabetes und Sport

Mario fragt: 

Hallo, darf ein Diabetiker Creatin als Muskelaufbaupräparat zu sich nehmen? Bin im Fitness Studio und mir wurde immer wieder der Tipp gegeben, dass Creatin sehr gut dafür ist. Bin nur Typ 1 Diabetiker und weiß nicht ob das auch für mich was wäre bzw. was ich da beachten muss... Viele Grüße Mario

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Mario,
mir ist nicht bekannt, dass dies speziell bei Diabetikern verboten oder gefährlich ist.

Betreff: Diabetes und Sport

Marianna fragt: 

Mit dem neuen Jahr habe ich mir (natürlich!!!!) den Vorsatz gemacht, wieder mehr Sport zu machen. Seit ich Diabetes habe - seit 14 Jahren - hab ich kein Sport mehr gemacht. Jetzt wollte ich anfangen mit Joggen aber ich weiß einfach nicht wohin mit dem Spritzbesteck. Also wohin mit der Spritze und dem Messgerätschaften. Ich hab eigentlich nicht vor meinen Rucksack mitzunehmen. Da wollte ich fragen wie macht ihr das? Und gibt es generelle Ratschläge für nen Sportanfänger? Also wie viel Essen/Spritzen beim anfangen Wo verstaut ihr das ganze Spritzwerkzeug, oder nehmt ihr das gar nicht mit? Und worauf, ausser auf Unterzucker muss man noch achten? Mit freundlichen Grüßen

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Marianna,
Ich kenne keine ganz spezifischen Taschen, die sich besonders eignen, und man muss sicher versuchen, die auf dem Markt angebotenen Modelle so praktisch wie möglich unterzubringen durch Gurte etc.. In der Regel ist es allerdings nicht nötig, das Besteck überhaupt mitzunehmen, vielmehr sollte man Traubenzucker mit sich führen, da eher der Unterzucker eine Gefahr darstellt. Vor dem Sport sollte ein Glucosewert von 150-200 mg/dl angestrebt werden. In der Regel kann man dies durch geeignete Insulingaben oder durch eine kohlenhydratreichere Mahlzeit ca. 30 min vor dem Sport gut vorbereiten (z.B. Riegel). Bezüglich der Dosisanpassungen muss man je nach Schema, meistens tatsächlich für sich herausfinden, welche Anpassungen für welchen Sport notwendig sind, das kann man hier leider nicht pauschal beantworten. Dies hängt sowohl von der Länge der geplanten Einheit als auch vom Insulinschema ab.

Betreff: Diabetes und Sport

Sebastian fragt: 

Lieber Herr Preßler, seit meiner OP 2013 (Pankreasresektion, Entfernung eines Teils meiner Bauchspeicheldrüse) habe ich Diabetes Typ III - pankroptiver Diabetes. Nehme Metformin und Glimeperid und seit einer Woche Apidra in Einstellung. Mein Zielwert für den Zucker ist 120. Möchte 2-3 mal die Woche Kraftsport machen. Wie bekomme ich Muskulatur aufgebaut? Habe viel Gewicht im letzten Jahr verloren. Bin 1,90 m groß und bin von von 140 auf 100 kg runter. Nun möchte ich es vermeiden, noch mehr Gewicht zu verlieren und brauche einen Tipp, wie man Kraft und Muskeln gewinnt. Ich stagniere da nämlich ein wenig gerade. Stimmt das, dass Kraftaufbau erst möglich ist, wenn ich richtig eingestellt bin? Soll man vorm Sport spritzen? Vielen Dank und herzliche Grüße Sebastian

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Sebastian,
nein, Kraftaufbau ist sicher auch schon möglich, wenn noch an der Einstellung gefeilt wird. Vor dem Sport ist mit Spritzen eher Zurückhaltung geboten, da ja der Zucker durch den Sport auch gesenkt wird und man dann Unterzucker danach riskiert, also eher Reduktion der Dosis vor dem Training je nach individueller Reaktion. Muskelmasse gewinnt man eher durch stärkere Gewichte, die man ca. 5-10x stemmen kann, weniger durch leichtere Gewichte. Dies ist auch bei Diabetikern durchaus ok, selbst wenn im "Gesundheitssport" eher die leichteren Gewichte angeraten werden. Ansonsten ist eine eiweißreiche Kost zusätzlich hilfreich. Andere spezielle Maßnahmen gibt es darüber hinaus nicht, und von Anabolika rate ich aus gesundheitlichen Gründen dringend ab.

Betreff: Diabetes und Sport

Lilly fragt: 

Lieber Experte, ich habe gehört, dass man mit einem leicht erhöhten BZ-Wert in den Sport gehen soll. So kann man schnelle Unterzuckerung vermeiden. Stimmt das? Wie hoch sollte er sein? Und wie bekommt man das mit einer Insulinpumpe hin? Wie funktioniert das mit Langzeitinsulin? VG Lilly

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Lilly, 
dies ist korrekt, der Wert sollte ca. zwischen 150-200 mg/dl liegen. Wie man das hinbekommt, lässt sich so ganz pauschal leider nicht beantworten, da dies eine sehr individuelle Reaktion ist. In aller Regel sollte man ca. 30 min vor dem Sport ggf. mit einer kohlenhydratreichen Mahlzeit den Wert noch einmal anheben, falls erforderlich (z.B. Riegel). Ansonsten gibt es zwar einige pauschale Empfehlungen, wie man die Insulindosis einstellen soll, z.B. 50% Reduktion der Basalrate der Pumpe 2 h vor dem Sport, oder 20-40% Reduktion eines Langzeitinsulins vor einer längeren Sporteinheit, aber dies muss in der Realität tatsächlich durch individuelles "Ausprobieren" erfahren werden (Führen eines Tagebuchs, häufiges Messen in der ersten Zeit etc.).

Betreff: Diabetes und Sport

Bruno fragt: 

Lieber Herr Dr. Preßler, ich mache Kraftsport und gehe Joggen, jeden Tag abwechselnd. Es kommt aber auch mal vor, dass ich gar nichts mache und ich bin jetzt unsicher ob das, was ich beobachtet habe, wirklich sein kann: Ich bin mit meiner Pumpe und der Basalrate nachts gut eingestellt, aber habe den Eindruck, dass wenn ich keinen Sport mache ich eine latente, leichte Lipolyse habe über die Nacht bis in den Morgen. Wirklich nur so 130-160 mg/dl. Kann das davon kommen, dass ich am Vortag keinen Sport gemacht habe? Gruß

Betreff: Diabetes und Sport

Petra S. fragt: 

Ich würde gerne eine Gebirgs- und Gletscher-Tour dieses Jahr machen. Worauf muss ich bei Diabetes achten? Wie organisiert man das, wenn man an einem Seil hängt und zwischendurch BZ messen muss oder was essen muss? Ich würde das mit einer Seilschaft machen und habe Angst denen zur Last zu fallen, wenn ich mal "pausieren" muss. Haben Sie einen Tipp wie man das am besten organisiert bzw. macht es Sinn, sich einer Seilschaft anzuschließen? Petra Strassner

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Frau S.,

dies ist leider auch für mich eine sehr spezielle und schwer zu beantwortende Frage. Hier handelt es sich sicher um "Einzelfälle", bei denen man keine konkreten Empfehlungen geben kann, leider, da es auch keine allgemeinen Erfahrungen oder Studien dazu gibt. Prinzipiell ist eine solche Tour schwer einschätzbar und im Falle eines Unterzuckers unter Umständen auch für die anderen Teilnehmer gefährlich, sodass man seine Blutzuckerreaktion schon sehr gut kennen muss oder lieber ganz darauf verzichten sollte. Ich würde dies also nur dann machen, wenn Sie es aus Erfahrung gut einschätzen können. Dann den Blutzucker vor dem Aufstieg hoch halten und in gewissen Abständen (30 min) kleine KH-Mahlzeiten wie Gele oder Riegel zu mir nehmen, eine Messung muss dann allerdings zwischendurch erfolgen, da ist eine kleine Pause unvermeidlich. Bitte Insulin vor Kälte schützen durch entsprechendes "Verpacken" in warme Jacken körpernah. Insgesamt halte ich dies für möglich, aber sehr riskant.

Betreff: Diabetes und Sport

Peter fragt: 

Hallo, ich bin Nichtdiabetiker, habe aber aus Interesse immer mal meinen Blutzucker gemessen. Ich mache nämlich Diät und wollte sehen, wie sich das auf den Blutzucker auswirkt. Bin oft nach dem Sport bei nur 59, 64 etc. Werten. Ist das normal oder muss ich mir Gedanken machen? MfG Peter

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Peter,
solange es Ihnen dabei gut geht, ist es ok. Nach dem Sport geht der Zucker herunter, und die Reaktion ist da auch immer etwas individuell.

Betreff: Diabetes und Sport

michaela fragt: 

Hallo, Nach einer kohlehydratarmen Mittagsmahlzeit bin ich 30 min Walken gegangen. Hatte vorher einmal gemessen und einen BZ von 97. Nach 15 min fing es schon an, weiche Knie, zittrige geschwollene Finger, ich dachte, ich schaff es nicht mehr nach Hause. Notration Knäckebrot half dann gerade so weiter. Zu Hause angekommen hatte ich bei der BZ-Messung einen Wert von 80 (10 min nach 2 Knäcke). Das passiert mir ja öfter. Ich würde gerne verstehen, was genau da vorgeht in meinem Körper, damit ich mich richtig verhalten bzw. 'richtig' essen kann. Könnten Sie mir das verständlich erklären? LG Michaela

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Michaela,
Das liegt daran, dass durch die moderate Bewegung mehr Zucker in die Muskulatur aufgenommen wird und dadurch der Spiegel sinkt. Es ist wichtig, rechtzeitig vor dem Sport seinen Blutzuckerspiegel auf Werte um 150(-200) mg/dl anzuheben, damit diesem Abfall vorgebeugt werden kann. Also vorher unbedingt noch einmal KH "aufladen" anstatt kohlenhydratarm.

Betreff: Diabetes und Sport

Patricia fragt: 

Ich bin seit 9 Jahren Typ1 Diabetikerin und seit 2 Jahren mache ich etwas mehr Sport. ich laufe viel und möchte für den Marathon trainieren. Mein nächstes Ziel: 10km unter einer Stunde, danach unter 50 Minuten etc. Habe es auch mit Intervalltraining versucht. dabei sinkt mein Insulinverbrauch (ich bin Insulinpumpenträgerin) um mindestens 10-20% Nach einem sehr anstrengenden Intervalltraining letztens, das ich wegen gnadenloser Selbstüberschätzung abgebrochen habe, hatte ich einen Zucker von 440mg/dl - dabei habe ich mich mehr angestrengt als für die Stunde (7,6km) gestern, während der ich insgesamt fast 5 BE (einen Apfel, 2,5BE Brot und eine Banane - 1BE) verbrannt habe. Können Sie mir erklären, warum das so ist und was ich dagegen tun kann? Wie kann ich das Training bezüglich meines Diabetes am besten kalkulieren? Schon im Voraus danke für die Hilfe, Liebe Grüße, Patricia

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Patricia,
Normalerweise sinkt während sportlicher Aktivität der Blutzucker. Bei intensivem Training kommt es durch den Stresshormon-Ausstoß allerdings oft eher zu Überzucker-Phasen, die ab einem Wert von etwas 250 mg/dl aufwärts nicht mehr durch Insulin abgefangen werden können. Daher ist hier Vorsicht geboten. Der Zuckerwert sollte vor dem Sport daher nicht > 200 sein, sonst besteht die Gefahr der Entgleisung ganz besonders. Kalkulieren lässt sich dieses allerdings im Grunde nur durch Erfahrung, leider gibt es keine Allgemeinregeln. Man muss im Prinzip herausfinden, wie man individuell in welcher Situation, Länge und Intensität der Sporteinheit reagiert.

Betreff: Diabetes und Sport

André fragt: 

Hallo, Ich würde gerne Kampfsport machen (Karate). habe aber eine Insulinpumpe. Können Sie mir einen Tipp geben, wie ich damit dan umgehe? Gehen sie leicht kaputt, wenn es mal "zu Sache geht" ? ;-) Viele Grüße André

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Andre,
Sicher ist es sinnvoll, die Pumpe vor harten Kontakten zu schützen, ich denke da sind Defekte sonst durchaus möglich. Mit Karate habe ich allerdings keine spezielle Erfahrung. Ich würde es im Zweifel so machen, dass ich die Pumpe für die Zeit des Sports entferne, das ist für 1-2 h in der Regel gut möglich. Auch etwas längere Pausen sind möglich, aber bei 3-4 h muss anschließend die Basalrate für 1-2 h entsprechend erhöht werden.