Pramlintide

In Deutschland erhalten Menschen mit Diabetes Typ 1 ausschließlich Insulin als Therapie. Aufgrund der funktionsuntüchtigen Betazellen der Bauchspeicheldrüse produzieren diese aber auch ein zweites Hormon nicht mehr, das den Blutzuckerspiegel stabilisieren sollte: Amylin. In den USA ist ein Medikament bei Diabetes Typ 1 und insulinpflichtigem Typ 2 zugelassen, dass die Funktion dieses Hormons nachahmt. Es handelt sich um das synthetische Amylin-Analogon Pramlintide. Pramlintide ist das einzige Medikament, das bei Diabetes Typ 1 zur Blutzuckersenkung zugelassen wurde, nach der Einführung von Insulin in den frühen 1920er Jahren. In Europa ist Pramlintid derzeit nicht zugelassen und der Hersteller hat bisher auch keinen Antrag gestellt. 

Zur Studienlage: 

Verabreicht man Pramlintide zusätzlich zu Insulin verbessert die Kombination laut Studien sowohl bei Patienten mit Diabetes Typ 1 als auch bei Typ 2 die Kontrolle des Blutzuckers. Das Amylin-Analogon bringt einen weiteren Vorteil mit sich. Während die Insulintherapie oft mit einer Gewichtszunahme einhergeht, nehmen Patienten, die Pramlintide spritzen, ab. Denn das Medikament hemmt die Magenentleerung sowie die Freisetzung des Hormons Glucagon und steigert so das Sättigungsgefühl.

Wer profitiert vermutlich nicht:

Von dem Medikament profitieren aber nicht alle Diabetes-Patienten gleichermaßen. Patienten mit Diabetes Typ 1, die mit Insulin gut eingestellt sind, dürften von Pramlintide wenig profitieren. Zudem besteht die Gefahr schwerer Unterzuckerungen bei einer Therapie mit Insulin und Pramlintide - darauf machte kürzlich die Food and Drug Administration (FDA) aufmerksam.

Wer könnte profitieren: 

Pramlintide könnten sich vermutlich als Alternative zu GLP-1-Analoga eignen in der Therapie von adipösen, sehr insulinresistenten Patienten mit Typ-2-Diabetes. Direkte Vergleiche gibt es aber bislang nicht. Es ist zudem eine ergänzende Option zur Insulintherapie für Menschen mit Diabetes Typ 1, bei denen sich der Stoffwechsel schlecht mittels Insulin einstellen lässt.

 

Quellen:

Per Westermark , Arne Andersson , Gunilla T. Westermark “Islet Amyloid Polypeptide, Islet Amyloid, and Diabetes Mellitus”, Physiological Reviews Published 1 July 2011 Vol. 91 no. 3, 795-826 DOI: 10.1152/physrev.00042.2009 

Pharmazeutische Zeitung

Aktueller Stand: Juni 2015, Prof. Dr. Dr. H.-G. Joost