IDAA Deutschland: „Sport mit Diabetes? Na klar!“

Logo von IDAA. In einem Kreis steht "IDAA" in einem hellen blau. Darunter ist "Diabetes & Sport" in schwarz geschrieben

Die IDAA steht für „International Diabetes Athletes Association“ und damit für eine weltweite Vereinigung von Sportler*innen mit Diabetes. Die IDAA Deutschland existiert seit Mai 1990 als gemeinnütziger Verein, der für seine rund 500 Mitglieder vielseitige Aktivitäten in unterschiedlichen Sportarten anbietet. Vorstand und alle Regionalvertreter*innen engagieren sich ehrenamtlich. Bereits fünf Jahre vor dem deutschen Verein gründete Paula Harper in den USA die IDAA-Dachorganisation.

Willkommen ist jeder: vom Freizeitkicker bis zum Nationalspieler. Die IDAA will Sportler*innen mit Diabetes sowie deren Angehörige, Freund*innen, Lehrer*innen und Bekannte informieren, unterstützen und begleiten. Gleichzeitig will die IDAA Deutschland auch das medizinische Fachpersonal für das Thema Diabetes und Sport kontinuierlich sensibilisieren, folglich ist rund ein Viertel der Mitglieder aus dieser Berufsgruppe. Neben gemeinsamen sportlichen Veranstaltungen, Erfahrungsaustausch, Tipps und fachlicher Unterstützung in der eigenen Lieblingssportart gehören Workshops sowie die Herausgabe eines Diabetes- und Sportjahrbuchs zu den Aktivitäten des Vereins.

Weitere Informationen gibt es auf der Website der IDAA Deutschland.

Fünf Fragen an Ulrike Thurm, Gründungsmitglied und Erste Vorsitzende der IDAA Deutschland, Diabetesberaterin, die selbst mit Typ-1-Diabetes lebt.

Diabetesberaterin Ulrike Thurm lächelt offen in die Kamera. Sie trägt eine lachsrosa Bluse, randlose Brille mit roten Bügeln und ihre dunkelblonden Haare kurz geschnitten.

1. Mit welcher Mission ist die IDAA Deutschland angetreten?

Zu Gründungszeiten wurde Sport für Menschen mit Typ-1-Diabetes kritisch betrachtet. In einer DDG-Leitlinie aus Anfang der 1980er Jahre wurde ihnen noch geraten, nur alleine, in Innenräumen, immer zur gleichen Uhrzeit und mit der gleichen Intensität Sport zu betreiben. Die anderen Gründungsmitglieder und ich wollten zeigen, dass bei entsprechender Therapieanpassung eine „normale“ Sportausübung aber durchaus möglich ist. Damals noch existierende Sportverbote für Menschen mit Typ-1-Diabetes zu kippen, war ebenso unser Ziel wie andere Sportler*innen mit Typ 1 zu unterstützen. Denn damals gab es noch kaum Informationen und keine Schulungen.

2. Wer kann Mitglied werden? Könnte auch Tennisprofi Alexander Zverev mitmachen?

Jeder Mensch mit Diabetes, der Sport machen will, kann Mitglied werden – auch Menschen mit Typ-2-Diabetes, allerdings sind deren Mitgliederzahlen sehr überschaubar. Auch Menschen mit Typ F, also ohne Diabetes, dürfen gerne mitmachen – Angehörige, Freund*innen sowie medizinisches Fachpersonal. Sportler*nnen jeden Leistungsniveaus und jeder Sportart sind herzlich willkommen. Zu unseren Mitgliedern zählen neben vielen Freizeitsportler*innen auch Spitzensportler*innen wie Profifußballerin Sandra Starke oder Hockey-Weltmeister Timur Oruz.

3. Wie sieht das Vereinsleben aus?

Haben wir anfangs noch eigene Wettkämpfe veranstaltet, nehmen wir heute an bestehenden Veranstaltungen teil, etwa an Rad- und Laufwettbewerben. Vor Corona hatten wir rund 30 bis 40 Sportevents im Jahr, bei denen die teilnehmenden Mitglieder ihre Erfahrungen ausgetauscht haben. Während der Pandemie haben wir uns regelmäßig online ausgetauscht, zum Beispiel über geeignete Sport-Notfall-BE. Außerdem gibt es einen Newsletter und die Website, auf der sich die Mitglieder im geschlossenen Bereich austauschen können und über Strava ihre Trainingseinheiten einspielen können.

Im Diabetes- und Sportjahrbuch werden Erfahrungsberichte und Studien in Kooperation mit der AG Diabetes und Sport veröffentlicht. Der größte Benefit liegt darin, dass Mitglieder bei Fragen zur Therapieanpassung beim Sport kompetente Ansprechpartner*innen haben. Der jährliche Mitgliedsbeitrag von 18 Euro amortisiert sich schnell, da Gebühren bei Wettkämpfen erstattet werden, wenn man als IDAA-Mitglied teilnimmt.

Zu guter Letzt ist auch die Challenge-D Teil der IDAA, ein telemedizinisches Betreuungsprojekt für Profi- und ambitionierte Hochleistungssportler*innen mit Typ-1-Diabetes.

4. Was waren bewegende Momente in Ihrer bisherigen IDAA-Zeit?

Ein großer Moment war 2022 – besonders für mich als leidenschaftlichen Fußballfan: Sandra Starke, Fußballspielerin beim Vfl Wolfsburg, lud mich zur Meisterfeier ein und meinte vor Ort, dass ein Teil der Meisterschale aufgrund meiner Betreuung auch mir gehöre. Aber auch an die vielen Momente denke ich gerne, in denen Menschen mit Diabetes eine sportliche Leistung geschafft haben, die sie sich anfangs nie zugetraut hätten. Denn genau darum geht es bei der IDAA: Mut und Selbstvertrauen zu entdecken. Wenn die therapeutischen Anpassungen stimmen, gibt es auch für Menschen mit Diabetes keine Grenzen bei der körperlichen Leistungsfähigkeit.

5. Hat die IDAA ihre Mission also erfüllt?

Wir haben diverse Meilensteine erreicht: Viele Verbote für Sportler*innen mit Diabetes gibt es nicht mehr. So haben wir zum Beispiel durch unsere weltweit erste Tauchstudie in Papua-Neuguinea dazu beigetragen, das Tauchverbot für mit Insulin behandelte Menschen zu kippen. Auch das Informationsangebot ist viel besser geworden.

Aber Technologien verändern sich. Aktuell geht es etwa um die Therapieanpassung bei körperlicher Aktivität mit AID-Systemen. Eine entsprechende, kostenlose Publikation (Download-Links für verschiedene Pumpen unter Buchbeschreibung) haben wir bereits verfasst. Die IDAA Deutschland wird auch weiterhin vorangehen und bei Neuigkeiten aller Art versuchen, Hilfeleistungen anzubieten.

 

Interview und Text: Susanne Löw, freie Journalistin