Schwanger werden mit Diabetes
Wurde in früheren Jahrzehnten Frauen mit Typ-1-Diabetes von einer Schwangerschaft abgeraten, steht die Stoffwechselerkrankung heute einem Kinderwunsch nicht mehr im Weg. Dank moderner Insulin- und Glukosemesssysteme sind werdende Mütter mit Diabetes Typ 1 längst keine Seltenheit mehr. Auch die Zahl Schwangerer mit einem bereits bestehenden Typ-2-Diabetes nimmt zu. Gründe hierfür sind unter anderem ein in der Bevölkerung durchschnittlich gestiegener Body-Mass-Index (BMI) sowie auch das im Mittel höhere Lebensalter schwangerer Frauen.
Betreuung während der Schwangerschaft
Durch eine gute Blutzuckereinstellung während der Schwangerschaft lassen sich die Risiken für Mutter und Kind auf ein Minimum reduzieren.
Unabhängig vom Diabetestyp sollten sich schwangere Betroffene oder Frauen mit Kinderwunsch und bereits bekanntem Diabetes durch spezialisierte Behandelnde aus der Diabetologie, Geburtsmedizin und gegebenenfalls weiteren Experten betreuen lassen. Im Vorfeld einer Schwangerschaft kann es notwendig sein, die Glukoseeinstellung zu stabilisieren. Schwankende Glukosewerte können zum Beispiel als Grund infragekommen, wenn Frauen mit Diabetes trotz Kinderwunsch nicht schwanger werden. Auch während des Schwangerschaftsverlaufs sind stabile Werte für die Gesundheit der werdenden Mutter und für die Entwicklung ihres Ungeborenen sehr wichtig. Dann verläuft in der Regel auch die Geburt unkompliziert.
Die Risiken
Hauptprobleme von Schwangerschaften bei Diabetes Typ 1 im Vergleich zu nichtdiabetischen Schwangerschaften sind:
- Neugeborenen-Sterblichkeit (tot geboren oder innerhalb von 7 Tagen nach der Geburt verstorben): 2 bis 4 Prozent
- große Fehlbildungen (z.B. Herz, herznahe Gefäße, Neuralrohr): 8,8 Prozent
- Frühgeburten (Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche): 25 bis 58 Prozent
- Schwangerschaftsvergiftung (Präeklympsie): 11 bis 66 Prozent
Hinzu kommen als mütterliche Risiken eine höhere Zahl an Kaiserschnittentbindungen und ein gesteigertes Risiko für schwere Unterzuckerungen mit der Notwendigkeit von Fremdhilfe - besonders in der ersten Schwangerschaftshälfte.
Risiken vorbeugen
Werdende Mütter mit Diabetes bedürfen einer besonders intensiven medizinischen Betreuung. Dazu zählen:
- regelmäßige Messungen des Hba1c-Wertes, Urin- und Blutdruckkontrollen
- wiederholte Untersuchung des Augenhintergrundes
- das A und O: eine engmaschige Blutzuckerkontrolle im gesamten Verlauf der Schwangerschaft
Beachten Sie dabei:
Typischerweise ist der Blutzucker im ersten Schwangerschaftsdrittel starken Schwankungen ausgesetzt. Später dann stabilisiert sich zwar der Zuckerwert. Weil die Schwangerschaftshormone die Insulinempfindlichkeit des Körpers herabsetzen, steigt der Insulinbedarf bis kurz vor der Geburt jedoch stark an.
Wählen Sie für die Geburt möglichst eine Klinik, in der Ärzte und Hebammen Erfahrung mit Diabetes haben. Dort können Sie sicher sein, dass Sie und Ihr Kind während und nach der Entbindung gut versorgt sind. Und: Seien Sie nicht enttäuscht, wenn die Ärzte statt zu einer spontanen Entbindung zu einer Geburtseinleitung oder einem Kaiserschnitt raten. Manchmal ist das für das Wohl von Mutter und Kind notwendig. Und das ist schließlich wichtiger als alles andere.