Übergewicht und Adipositas

Eine Frau und ein Mann mit Adipositas in einem Park. Sie tragen Sportkleidung und lächeln.
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Adipositas, also starkes Übergewicht, ist eine chronische Erkrankung, die eine lebenslange Behandlung erfordert. Sie entsteht, wenn sich im Körper übermäßig Fett ansammelt, weil das Gleichgewicht zwischen Energieaufnahme und Energieverbraucht nicht (mehr) stimmt. Zudem geht Adipositas mit verschiedenen Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes einher und sie ist eine der Erkrankungen, die zum metabolischen Syndrom gehören. Adipositas kann sich außerdem negativ auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Erkrankten auswirken.

Neue Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas  

2019 wurde auf Initiative der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) ein Konsortium erstellt, um die damals seit 2014 bestehende und bis Ende 2024 gültige S3-Leitlinie „Adipositas– Prävention und Therapie“ zu aktualisieren. Im Oktober 2024 war es dann so weit: Die aktualisierte S3-Leitlinie wurde nach mehrjähriger Literaturrecherche und -bewertung der Studien der letzten zehn Jahre veröffentlicht (Version 5.0 Oktober 2024, gültig bis 6. Oktober 2029).  

Federführend war dabei die DAG mit den beiden Koordinatoren Prof. Martina de Zwaan, Hannover, und Prof. Dr. Hans Hauner, München. Insgesamt waren 16 medizinische Fachgesellschaften, Verbände und darunter zwei Selbsthilfe-Organisationen an der Erstellung der Leitlinie beteiligt; sie wurden von der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher und Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) und für die Literaturrecherche und -bewertung durch die Clinical Guideline Service GmbH, Kiel, unterstützt.

Die Zielgruppe der Leitlinie sind Erwachsene mit einem BMI über 25 kg/m2 sowie speziell über 30 kg/m2 – für Kinder/Jugendliche gibt es eine eigene Leitlinie. Die Leitlinie richtet sich an alle Berufsgruppen, Organisationen und Gruppen, die in der Prävention und Behandlung von Menschen mit Adipositas tätig sind respektive Entscheidungen treffen. Auch sollen sich Betroffene damit informieren können und in Absprache mit ihrem medizinischem Team Entscheidungen treffen können.

Verschiedene Therapieansätze und digitale Optionen

Grundlage jeder Adipositas-Behandlung ist nach der aktualisierten Leitlinie weiterhin die multimodale Basistherapie – Ernährungsumstellung, Bewegungssteigerung und Verhaltensmodifikation –, vermeldet die DAG. Neuerdings werden aber mehr Optionen für eine nachgewiesen wirksame Ernährungstherapie aufgeführt. Diese Behandlung soll stärker als bisher die Lebensbedingungen der Menschen mit Adipositas mit ihren Ressourcen und Wünschen berücksichtigen. Prof. Dr. Hans Hauner: „Es gibt heute viele, wissenschaftlich gut untersuchte Möglichkeiten, Kalorien einzusparen, sodass jeder Mensch eine für ihn passende Ernährungsweise finden sollte, die es ihm leichter macht, sein Gewicht im Griff zu behalten.“  

Reicht die ernährungstherapeutische Behandlung nicht aus, kann laut neuer Leitlinie eine unterstützende Behandlung mit gewichtssenkenden Medikamenten erfolgen – dafür sind die neuen GLP-1-basierten Wirkstoffe (allgemein bekannt als „Abnehmspritze“, siehe auch diesen Beitrag) nach der aktuellen Studienlage gut geeignet. Bei schwerer Adipositas wird auch die bariatrische Chirurgie empfohlen (siehe auch hier). Im Zeitalter der Digitalisierung in der Medizin werden zudem die sinnvollen Möglichkeiten für neue eHealth-Ansätze wie DiGAs aufgezeigt.  

Neues Kapital „Stigmatisierung“

Ein neues Kapitel der Leitlinie beschäftigt sich zudem aufgrund zunehmender Diskriminierung mit der Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas, die unter anderem auch im Gesundheitssystem vorkommt. „Die Leitlinie nimmt darauf Rücksicht, dass die Adipositas eine chronische Erkrankung ist und einer langdauernden, oft lebenslangen Behandlung bedarf“, sagt Prof. Dr. Martina de Zwaan.  

Prof. Dr. Jens Aberle, Hamburg, Präsident der DAG, resümiert: „Es ist nun wichtig, dass der neueste, evidenzbasierte und von 16 Fachgesellschaften konsentierte Stand zur Behandlung der Adipositas Eingang in den praktischen Behandlungsalltag findet, sodass Patienten und Patientinnen eine leitliniengerechte Therapie zur Verfügung gestellt werden kann.“

Die aktualisierte S3-Leitlinie zur „Prävention und Therapie der Adipositas“ steht online zur Verfügung.   

Quellen: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. (Zugriff am 11.03.2025) 

Text: Susanne Löw