Sulfonylharnstoffe

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes werden zu Beginn der Erkrankung zunächst Maßnahmen für eine Lebensstiländerung empfohlen. Wenn darüber keine hinreichende Senkung des Blutzuckers erreicht werden kann, wird in der Regel Metformin als erstes Medikament zur Behandlung des Diabetes eingesetzt. Wenn diese Therapie nicht (mehr) ausreicht, um die Stoffwechsellage entscheidend zu verbessern, gibt es verschiedene Möglichkeiten der sogenannten Zweitlinientherapie, z.B. SGLT-2-Hemmer, DPP-4-Hemmer, Sulfonylharnstoff-Präparate als Tabletten, oder auch die Gabe von GLP-1-Rezeptor-Agonisten sowie Insulin zum Spritzen. Diese werden in Kombination mit Metformin eingesetzt oder auch anstelle von Metformin bei PatientInnen, die dieses Medikament nicht vertragen. Welche der Therapieoptionen jeweils für die individuellen Behandlung eines Patienten oder einer Patientin ausgewählt wird, hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Vor- und Begleiterkrankungen sowie den Therapiezielen ab.
 
Sulfonylharnstoffe werden seit Jahrzehnten zur Therapie des Typ-2-Diabetes eingesetzt und gehören damit zu den ältesten oralen Antidiabetika. Die Wirkstoffe Glibenclamid, Glimepirid, Gliclazid und Gliquidon regen die Betazellen der Bauchspeicheldrüse an, Insulin freizusetzen. Sie senken den Blutzuckerwert sehr gut und verhindern vor allem Blutzuckerspitzen nach dem Essen. Zudem sind sie kostengünstig.
 
Glinide ähneln in der Wirkung den Sulfonylharnstoffen, indem sie ebenfalls die körpereigene Insulinproduktion anregen. Aktuell ist in Deutschland nur Repaglinid eingeschränkt zugelassen. Im Gegensatz zu den Sulfonylharnstoffen setzt ihre Wirkung rasch ein und hält nur kurz an. Sie werden in der Regel vor einer Mahlzeit eingenommen mit dem Ziel, den Anstieg des Blutzuckers durch das Essen zu reduzieren. Vor allem bei Menschen, die unregelmäßig essen, ist durch die kurze Wirkungsdauer ein flexiblerer Einsatz im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen möglich.
 
Bei Sulfonylharnstoffe besteht ein hohes Unterzuckerungsrisiko, auch für schwere und langanhaltende Hypoglykämien, da sie unabhängig von der aktuellen Höhe des Blutzuckers wirken. Auch Glinide bringen ein solches Risiko mit, jedoch ist dieses aufgrund der begrenzten Wirkzeit geringer. Wenn gleichzeitig bestimmte andere Medikamente (z.B. Aspirin, andere Schmerzmittel oder Gerinnungshemmer) eingenommen werden, steigt die Gefahr noch weiter.
 
Sowohl Sulfonylharnstoffe wie auch Glinide können zu einer Gewichtszunahme und Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall führen. Zudem funktionieren sie nicht bei Menschen mit Diabetes, deren Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin produziert. Bei nachlassender Nierenfunktion werden sie in der Regel nicht verordnet oder sind sogar kontraindiziert. Bei längerer Anwendung nimmt die Wirksamkeit von Sulfonylharnstoffen ab. Glinide werden heutzutage nur noch in begründeten Ausnahmesituationen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt.
 
Bitte beachten Sie: Diese Informationen können keine ärztliche Beratung ersetzen und sind nicht als Empfehlung für oder gegen eine Therapie gemeint. Bitte besprechen Sie Ihre individuelle Therapie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.