Ramadan-Fasten

Ramadan

Ich habe Diabetes und möchte am Ramadan-Fasten teilnehmen. Was muss ich beachten?
Kann ich mit Typ-1-Diabetes fasten?
Kann ich mit Typ-2-Diabetes fasten?
Kann ich mit Schwangerschafts-Diabetes fasten?
Ich habe mein Leben lang zum Ramadan gefastet, muss ich damit aufhören?
Ich möchte gegen den Rat meines Arztes fasten. Was muss ich beachten?
Welche Lebensmittel sind zu empfehlen?
Woher stammen die Informationen zum Ramadan-Fasten?
Risiko-Kategorie (nach IDF)

Ich habe Diabetes und möchte am Ramadan-Fasten teilnehmen. Was muss ich beachten?

Auch Menschen mit Diabetes Typ 1 oder 2 können zum Ramadan fasten – aufgrund der Stoffwechselerkrankung sind sie aber nicht verpflichtet. Für Menschen mit chronischer Erkrankung, die das Fasten während des Ramadan unter keinen Umständen einhalten können, sieht der Koran auch die Möglichkeit vor, täglich einen Armen zu speisen oder einen entsprechenden Geldbetrag zu spenden, um so der Glaubensverpflichtung nachzukommen.

Die Einnahme von oralen Medikamenten ist während des Ramadan zwischen Sonnenaufgang- und -untergang verboten. Sprechen Sie am besten 3 Monate vor Fastenbeginn mit Ihrem Arzt, wie das Behandlungs-Schema angepasst werden kann. Blutzuckermessen und Insulin spritzen ist aber den ganzen Tag erlaubt. Der Schlaf- und Mahlzeitenrhythmus wird stark verändert, was sich auf den Blutzuckerspiegel auswirken kann: Durch das Fasten und die anschließende geballte Essensaufnahme erhöht sich das Risiko für Hyper- und Hypoglykämien stark. Außerdem steigt das Risiko für diabetische Ketoazidosen, Dehydrierung (v.a. in heißen Ländern) und Thrombosen (v.a. bei körperlicher Aktivität).

Teilen Sie den Menschen in Ihrer Umgebung mit, dass Sie Diabetes haben und was beachtet werden muss, falls Sie tagsüber eine Hypoglykämie erleiden oder nach Sonnenuntergang gff. hohe Zuckerwerte händeln müssen. Tragen Sie auch einen (mehrsprachigen) Notfallpass dabei, um auf Nummer sicher zu gehen!

Kann ich mit Typ-1-Diabetes fasten?

Wenn Sie Diabetes Typ 1 haben, zählen Sie zur Gruppe mit hohem bis sehr hohem gesundheitlichen Risiko. Es wird daher dringend vom Fasten abgeraten. Das Risiko für Hypoglykämien ist während des Fastens dreimal so hoch wie normal. Das Risiko für Hyperglykämien ist sogar fast fünfmal so hoch. Bei der Nutzung von Insulinpumpen reduziert sich das Risiko für Unterzuckerungen.

Kann ich mit Typ-2-Diabetes fasten? 

Wenn Sie Diabetes Typ 2 haben, können Sie fasten, sofern Sie zur Gruppe mit niedrigem gesundheitlichen Risiko zählen (s.u., Kategorie 3). Allerdings ist auch bei Ihnen das Risiko für Hyper- und Hypoglykämien 5-fach bzw. 7,5-fach erhöht. Wenn Sie zur hohen oder sehr hohen Risikogruppe gehören (s.u. Kategorie 1 und 2), wird vom Fasten dringend abgeraten. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, zu welcher Risikogruppe Sie gehören, und folgen Sie seinem Rat.

Kann ich mit Schwangerschafts-Diabetes fasten?

Wenn Sie schwanger sind, sollten Sie Ihrer eigenen Gesundheit zuliebe und der Ihres Babys nicht fasten. Das gilt unabhängig davon, ob Sie Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes oder gar keinen Diabetes haben. Sollten Sie einen Schwangerschaftsdiabetes haben, der nach der Geburt Ihres Kindes komplett in Remission geht, können Sie die Fastenzeit nach dem Abstillen nachholen.

Ich habe mein Leben lang zum Ramadan gefastet, muss ich damit aufhören?

Hören Sie auf den Rat Ihres Arztes. Wenn Sie Typ-2-Diabetes haben und zur Gruppe mit niedrigem Risiko zählen (s.u., Kategorie 3), dann können Sie fasten. Gehören Sie zur Gruppe mit hohem oder sehr hohem Risiko wird allerdings dringend davon abgeraten. Durch Ihren gesundheitlichen Zustand sind Sie mit den Fastenden gleichgestellt und sollten sich nicht schuldig oder schlecht fühlen, wenn Sie nicht fasten.

Ich möchte gegen den Rat meines Arztes fasten. Was muss ich beachten?

Lassen Sie sich von einem Diabetes-Team schulen und besprechen Sie die Dosis-Anpassung Ihrer Medikamente mit dem Team oder Ihrem Arzt. Die Messung des Blutzuckers verstößt nicht gegen die Fastenregeln. Kontrollieren Sie ihn regelmäßig, besonders nach dem iftar, oder wenn Sie Anzeichen einer Über- oder Unterzuckerung bemerken. Sollten Sie eine Unterzuckerung feststellen oder Werte < 70 mg/dL (3.9 mmol/L) haben, müssen Sie das Fasten sofort unterbrechen und etwas essen. Bei Werten > 300 mg/dL (16.7 mmol/L) handeln Sie entsprechend den Anweisungen Ihres Arztes. Der Wechsel zwischen der Fastenperiode tagsüber und dem Essen bei Nacht ist für den Körper belastend. Üblicherweise werden viele zuckrige und hochverarbeitete Speisen sowie gesüßte Getränke und viele Süßigkeiten gegessen. Um Hyperglykämien zu vermeiden, sollten Sie darauf achten, dass die Mahlzeiten sich möglichst an den goldenen Regeln orientieren. Speisen wie Ghee, Samosas und Pakoras enthalten viele ungesunde Fette. Teilen Sie die Essensmenge auf zwei Hauptmahlzeiten (iftar und suhoor) auf, damit Ihr Blutzuckerspiegel etwas entlastet wird. Bewegung tut auch während des Ramadan-Fastens gut, sollte aber eine leichte bis mittlere Belastung nicht überschreiten. Auch die Bewegung während der Tarawih Gebete zählt dazu.

Vergessen Sie nicht die Nachsorgeuntersuchungen! Danach muss die Therapie erneut eingestellt werden und es kann kontrolliert werden, ob Ihr Körper das Fasten gut vertragen hat.

Welche Lebensmittel sind zu empfehlen?

Suhoor (die Mahlzeit vor dem Sonnenaufgang)
Typische Lebensmittel sind Weißbrot, gebratene Eier, Getreideprodukte, Joghurt und Currys.

Empfohlen für einen stabilen Blutzucker werden Lebensmittel mit hohem Ballaststoffgehalt: Vollkornprodukte bei Brot und Reis, Grieß, Haferflocken und Joghurt, Linsen und andere Hülsenfrüchte, gekochte Eier und viel Flüssigkeit, um über den Tag zu kommen. Trinken Sie außerdem viel Wasser oder ungesüßten Tee, um genug Flüssigkeit für den Tag zu sich zu nehmen.

Iftar (die Mahlzeit nach dem Sonnenuntergang)
Typische Lebensmittel sind frittierte und gebratene, fettige Speisen, Kartoffeln, Currys, Datteln und Milchprodukte.

Hier werden Speisen empfohlen, die viel Gemüse oder Salat beinhalten. Das Gemüse und die Beilagen möglichst fettärmer zubereitet, z.B. gebackene Kartoffeln oder Blumenkohl aus dem Ofen statt frittiert. Auch Kichererbsen, Linsen und Hülsenfrüchte sind absolut empfehlenswert. Helles Geflügelfleisch oder Fisch kommt dem Körper stärker zugute als Rindfleisch. Bei Beilagen wie Reis und Brot am besten wieder die Vollkornalternativen bevorzugen.
Datteln und Obst liefern schnelle Energie und gleichzeitig Vitamine, Calcium, Eisen und weitere Mineralstoffe. Dies ist eine gute Alternative zu zuckergesüßtem Baklava oder ähnlichem Dessert.

Woher stammen die Informationen zum Ramadan-Fasten? 

Die Informationen zum Thema Ramadan-Fasten stammen aus der Stellungnahme der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) zum Thema „Diabetes und Ramadan-Fasten“. Diese Stellungnahme wurde vom obersten Mufti von Ägypten (Prof. Shawky Ibrahim Allam) am 17.03.2016 bewilligt. Die Informationen sind also auf die Grundsätze des muslimischen Glaubens abgestimmt. Zusätzlich wurde ein Infoblatt von Dr Waqas Tahir des britischen National Health Service genutzt (Download s. u.).

Risiko-Kategorie (nach IDF)

Kategorie 1: Sehr hohes Risiko

Sie zählen zu dieser Gruppe, wenn eines oder mehrere der folgenden Kennzeichen auf Sie zutrifft:

  • Schwere Hyperglykämie oder diabetische Ketoazidose in den letzten 3 Monaten (vor dem Ramadan)
  • Wiederkehrende Hypoglykämien
  • Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen
  • Schlecht eingestellter Typ-1-Diabetes
  • Akute Krankheit
  • Schwangerschaft, wenn vorher schon ein Diabetes diagnostiziert wurde, oder wenn ein Schwangerschaftsdiabetes mit Insulin oder Sulphonylharnstoffen behandelt wird
  • Chronische Dialyse oder chronische Nierenkrankheiten Stadium 4 und 5
  • Fortgeschrittene makrovaskuläre Komplikationen
  • Hohes Alter und schlechte Gesundheit

Patienten mit sehr hohem sollten nicht fasten. Wenn sie darauf bestehen, sollten sie folgende Punkte beachten:

  • Eine strukturierte Schulung ist notwendig
  • Eine Betreuung durch ein qualifiziertes Diabetes-Team muss vorhanden sein
  • Der Blutzuckerspiegel muss regelmäßig kontrolliert werden
  • Die Medikamenten-Dosis muss entsprechend den Empfehlungen angepasst werden.
  • Bei Hyper- oder Hypoglykämien muss das Fasten unterbrochen werden
  • Das Fasten muss komplett unterlassen werden, wenn öfter Hyper- oder Hypoglykämien auftreten oder ähnliche Komplikationen auftreten.

Kategorie 2: Hohes Risiko

Sie zählen zu dieser Gruppe, wenn eines oder mehrere der folgenden Kennzeichen auf Sie zutrifft:

  • Typ-2-Diabetes mit dauerhaft schlechter glykämischer Kontrolle
  • Gut eingestellter Typ-1-Diabetes
  • Gut eingesteller Typ-2-Diabetes, der mit Insulin behandelt wird
  • Schwangerschafts-Diabetes, der nur durch diätetische Maßnahmen oder Metformin behandelt wird
  • Chronische Nierenkrankheiten Stadium 3
  • Stabile makrovaskuläre Komplikationen
  • Patienten mit weiteren Krankheiten und Risikofaktoren
  • Menschen mit Diabetes, die schwere körperliche Arbeit leisten
  • Behandlung mit Medikamenten, die die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen

Patienten mit hohem Risiko sollten nicht fasten. Wenn sie darauf bestehen, sollten sie folgende Punkte beachten:

  • Eine strukturierte Schulung ist notwendig
  • Eine Betreuung durch ein qualifiziertes Diabetes-Team muss vorhanden sein
  • Der Blutzuckerspiegel muss regelmäßig kontrolliert werden
  • Die Medikamenten-Dosis muss entsprechend den Empfehlungen angepasst werden.
  • Bei Hyper- oder Hypoglykämien muss das Fasten unterbrochen werden
  • Das Fasten muss komplett unterlassen werden, wenn öfter Hyper- oder Hypoglykämien auftreten oder ähnliche Komplikationen auftreten.

Kategorie 3: Mittleres/niedriges Risiko

Sie zählen zu dieser Gruppe, wenn eines oder mehrere der folgenden Kennzeichen auf Sie zutrifft:

  • Gut kontrollierter Typ-2-Diabetes, behandelt mit einer der folgenden Therapien, oder einer Kombination daraus:
    • Lebensstilintervention
    • Metformin
    • Acarbose
    • Thiazolidinedione
    • Sulfonylharnstoffe der zweiten Generation
    • Inkretin-basierte Therapie
    • SGLT2-Hemmer
    • Basales Insulin

Patienten, die fasten wollen sollten:

  • Eine strukturierte Schulung erhalten
  • Regelmäßig den Blutzucker kontrollieren
  • Die Medikamentendosierung entsprechend den Empfehlungen anpassen

 

[Stand: Mai 2019, CL]                            

Quelle:

„Diabetes and Ramadan: Practical Guidelines International Diabetes Federation (IDF), in collaboration with the Diabetes and Ramadan (DAR) International Alliance“, April 2016
https://drive.google.com/file/d/19hHCQ6MynKGeRZjNyM86Og3NwNBdim3b/view

https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2019/05/20/fasten-waehrend-des...