Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes ist eine Stoffwechselstörung, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt. Er zählt zu den häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft, mit jährlich mind. 45.000 betroffenen Frauen in Deutschland. Die Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an, was zum einen durch die immer größere Zahl von übergewichtigen Schwangeren bedingt ist und zum anderen wohl auch auf verbessertes Screening zurückzuführen ist. Frauen mit einem bestehenden Diabetes, die schwanger werden, werden nicht unter diesen Begriffen gefasst.

Erhöhte Blutzuckerwerte in der Schwangerschaft treten häufiger bei Frauen mit starkem Übergewicht auf. Daneben zählt eine genetische Veranlagung zu den Hauptrisikofaktoren, so dass Verwandte mit Typ-2-Diabetes ein Hinweis auf ein hohes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes sein können. Weitere Risikofaktoren sind ein Gestationsdiabetes bei einer früheren Schwangerschaft, weitere Kinder mit einem Geburtsgewicht über 4.500 Gramm oder ein Alter der werdenden Mutter über 35 Jahre.

Durch die hormonellen Umstellungen besonders in der zweiten Schwangerschaftshälfte kommt es zu einer physiologischen Insulinresistenz. Um das ungeborene Kind dennoch hinreichend zu versorgen, braucht die werdende Mutter bis zu viermal mehr Insulin als vor der Schwangerschaft. Wenn es dem Körper nun nicht gelingt, ausreichend Insulin herzustellen, um den Mehrbedarf zu decken, kommt es zu einem relativen Insulinmangel und es entsteht ein Schwangerschaftsdiabetes. Jede Schwangerschaft mit Gestationsdiabetes gilt als Risikoschwangerschaft und sollte engmaschig überwacht werden. Dann steht einem ansonsten normalen Schwangerschaftsverlauf und der Geburt eines gesunden Kindes nichts entgegen.

In der Regel verläuft ein Schwangerschaftsdiabetes ohne auffällige Symptome. Die typischen Diabetes-Anzeichen wie Durst oder vermehrter Harndrang fehlen, andere Symptome wie Erschöpfung werden oft als Begleiterscheinung der Schwangerschaft interpretiert. Umso wichtiger sind ärztliche Kontrollen wie ein Screening auf Gestationsdiabetes in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche mit einem oralen Glukosetoleranz-Test (oGTT) und bei Risikopatientinnen bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel eine Überprüfung der Blutzuckerwerte. Ein nicht erkannter und behandelter Schwangerschaftsdiabetes kann zu ernsten Folgen für Mutter (z.B. Bluthochdruck, vorzeitige Wehen, Risiko einer Frühgeburt) und Kind (z.B. hohes Geburtsgewicht oder Geburtskomplikationen) führen.

Meist reicht bei einem Schwangerschaftsdiabetes eine Ernährungsumstellung und moderate, auf die Schwangerschaft abgestimmte Bewegung als Therapie aus, um die Glukosewerte ausreichend zu senken. Allerdings sollte der Blutzucker regelmäßig von den Schwangeren selbst überwacht werden. Nur bei rund 25 % der betroffenen Frauen kann der Blutzucker auf diese Art und Weise nicht hinreichend gesenkt werden, so dass sie eine Behandlung mit Insulin benötigen. Blutzuckersenkende Tablette sind für die Behandlung von Gestationsdiabetes nicht zugelassen.

In der Regel normalisiert sich der Glukosestoffwechsel nach der Schwangerschaft und der Diabetes verschwindet wieder. Allerdings erkranken mehr als die Hälfte der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes nach einigen Jahren an Typ-2-Diabetes. Daher sollte 6 bis 12 Wochen nach der Geburt erneut ein Glukosetoleranz-Test durchgeführt werden, außerdem sind jährliche Diabetes-Kontrolluntersuchungen sinnvoll.