Menschen mit Diabetes fordern von der Politik mehr Prävention und eine gesicherte diabetologische Versorgung

Bundestagsabgeordnete standen Rede und Antwort, als gestern im Zollpackhof in Berlin Menschen mit Diabetes vor Ort und online ihre Sorgen und Nöte rund um die diabetologische Versorgung formulierten. Es wurde heiß diskutiert, erst Face2Face im Zweier-Battle und später in einer Podiumsdiskussionsrunde, aus der vor allem Menschen mit Diabetes als Gewinner hervorgingen, als sie kritisch nachhakten, warum im aktuellen Koalitionsvertrag – entgegen den Papieren beider Vorgängerregierungen – Diabetes nicht mit einem Wort erwähnt wurde. Das hybride Event „Demokratie stärken – Menschen mit Diabetes beteiligen“ (https://www.diabetesde.org/demokratie-staerken-2025) unterstrich, welche Themen die Menschen mit Diabetes bewegen. Der Diskussion stellten sich die MdBs Linda Heitmann (Die Grünen) und Serdar Yüksel (SPD) sowie MdB a.D. Dietrich Monstadt (CDU) und später noch die neue gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, Simone Borchardt. Die Vertretung der 11 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland übernahmen vor Ort dieses Mal Stephanie Haack (Typ 1), Ivo Rettig (Typ 1) und Annika Ziercke (Typ 2). Zur Eröffnungsworte sprach der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Dr. med. Jens Kröger.
Am Nachmittag hatte Bundeskanzler Friedrich Merz in seiner ersten Regierungsansprache im Bundestag gesagt: „Es gibt kein Problem, das wir nicht lösen können.“ Darauf bezogen appellierte Kröger in seiner Begrüßungsrede: „Liebe neue Regierung: geben Sie Menschen mit Diabetes Hoffnung auf ein bestmögliches Leben durch qualitätsgerechte individualisierte Versorgung und potenziellen Risikokandidaten für einen Typ-2-Diabetes durch langfristig angelegte verhältnispräventive Maßnahmen die Chance auf ein gesünderes Leben!“.
Auf dem Programm standen Kurzvorträge zum Thema Bürgerbeteiligung durch Autor und Journalist Jörg Sommer sowie zur aktuellen ambulanten und stationären diabetologischen Versorgungssituation durch Dr. Tobias Wiesner (Vorstand BVND und DDG).
Es folgten drei „Battles“ von Politiker*innen mit Menschen mit Diabetes:
- Steffi Haack / Linda Heitmann (Grüne), Thema: Verhaltens-/Verhältnisprävention
- Ivo Rettig / Dietrich Monstadt (CDU), Thema: Wirtschaftliche Folgen des Diabetes
- Annika Ziercke / Serdar Yüksel (SPD), Thema: Diabetologische Versorgung in Gefahr
Abgerundet wurde die Veranstaltung von der Podiumsdiskussion „Stärkung der Demokratie: Wie können wir Menschen mit Diabetes mehr Gehör schenken?“, bei der nun auch Fragen aus dem Publikum und dem Chat zugelassen waren und an der sich die Teilnehmenden rege beteiligten. In den Livestream hatten sich rund 100 Interessierte eingewählt und diskutierten fleißig mit. Ein großer Erfolg, der bestätigte, dass sich Menschen mit Diabetes immer mehr auch politisch einbringen wollen.
Einig waren sich alle nach der Forderung nach mehr Prävention. So auch Simone Borchardt, die neue gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, die forderte: „Die momentanen 600 Millionen Euro an Präventionsgeldern bei den Krankenkassen sind nicht richtig angelegt, sie erreichen die Falschen. Das Geld müsste vielmehr in die Kommunen gehen. Und überhaupt sollten wir das derzeitige Gesundheitssystem vom Kopfe auf die Füße stellen, unser System ist geprägt von Krankheitserhaltung und nicht von Gesundheitsförderung.“
Die Forderungen an die Gesundheitspolitik wurden im Vorfeld in mehreren analogen Treffen erarbeitet und sind hier nachzulesen: www.diabetesde.org/diabetes-factsheet-2025
Die Schirmherrschaft des Events hatte der CDU-Politiker Dietrich Monstadt (MdB a.D) übernommen. Unterstützt wurde der Abend vom Hauptsponsor Abbott sowie den weiteren Sponsoren IKK Classic, Lilly und Medtronic. Wissenschaftlicher Partner war die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).