„Unterzucker? Ich merke gar nichts!“ – Störung der Hypoglykämie-Wahrnehmung

Vier Menschen in einem Stuhlkreis
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Für Menschen mit Diabetes mellitus gilt es, ihren Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten. Dafür stehen verschiedene Therapien zur Verfügung – unter anderem blutzuckersenkende Medikamente wie Tabletten oder eine Insulintherapie. Aus unterschiedlichen Gründen kann es dabei zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen, also zu zu niedrigen Blutzuckerwerten. Die American Diabetes Association (ADA) definiert Hypoglykämie als einen Blutzuckerspiegel unter 70 mg/dl bzw. unter 3,9 mmol/l und unterteilt drei Stufen:  

  • Stufe 1: <70 mg/dl bzw. 3,9 mmol/, aber >54 mg/dl bzw. 3,0 mmol/l,  
  • Stufe 2: <54 mg/dl bzw. 3,0 mmol/l und 
  • Stufe 3: schwere Hypoglykämie, die eine äußere Hilfe benötigt. 

Die Ursachen für einen zu tiefen Blutzucker können beispielsweise eine Überdosierung von Insulin oder blutzuckersenkenden Medikamenten sein, zu wenig aufgenommene Kohlenhydrate für die verabreichte Medikamentenmenge oder körperliche Aktivität, die entweder nicht entsprechend berücksichtigt wurde oder die ungewohnt war. Auch der Konsum von Alkohol kann zu einer Hypoglykämie führen. 

Unterzuckerungen – also ein zu geringer Zuckergehalt im Blut, der als Energiequelle in allen Zellen des Körpers benötigt wird – rufen normalerweise zu Beginn Symptome wie Zittern, Schwitzen, Unruhe oder Konzentrationsstörungen, gegebenenfalls auch Heißhungerattacken oder eine blasse Gesichtsfarbe hervor. Ein klares Alarmsignal des Körpers! In diesen Fällen müssen Betroffene schnell reagieren, etwa indem sie schnellwirksame Kohlenhydrate zu sich nehmen. Im schlimmsten Fall droht eine Bewusstlosigkeit – dann muss ein Notarzt alarmiert werden.  

Gewöhnung schwächt Alarmsystem 

Im Laufe des Lebens mit Diabetes kann es bei häufigen Unterzuckerungen allerdings passieren, dass die Symptome einer Unterzuckerung und damit das körpereigene Warnsystem nachlassen. Betroffene spüren die tiefen Werte in diesen Fällen viel später (also erst bei noch tieferen Blutzuckerwerten) oder gar nicht mehr – es liegt eine Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung vor. Zwar warnen auch CGM-Systeme vor zu hohen und zu tiefen Glukosewerten, aber darauf alleine sollte man sich nicht verlassen (müssen). 

Training zur Verbesserung der Hypoglykämie-Wahrnehmung  

Die gute Nachricht: Eine unzureichende Hypoglykämie-Wahrnehmung kann reversibel sein, also wieder verbessert werden. Ein spezielles Training, das beispielsweise in Fachkliniken und anderen diabetologischen Einrichtungen durchgeführt wird, kann dafür sorgen, dass sich die Sensibilität für zu tiefe Blutzuckerwerte wieder erhöht. Wer Bedarf und Interesse an so einem Training hat, sollte sich an sein medizinisches Betreuungspersonal wenden.  

Quelle: diabinfo; Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM); Bundesministerium für Gesundheit (BMG); Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) 

 

Text: Susanne Löw 

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