Bewegung und Sport bei Diabetes

Expertenchat mit Dr. med. Axel Preßler

Am 26. April 2018 findet der Experten-Chat zum Thema "Bewegung und Sport bei Diabetes" mit PD Dr. med. Axel Preßler statt. Er beantwortet Ihre Fragen live am Donnerstag zwischen 17:00 und 19:00 Uhr.

PD Dr. med. Axel Preßler, München
PD Dr. med. Axel Preßler, München

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler

Törringstr. 6
81675 München
Protokoll der Sprechstunde

Betreff: Unterzuckerungen während des Sports

Elke A. fragt: 

Hallo, meine Diagnose Typ 1 LADA habe ich erst im Februar diesen Jahres erhalten ich bin 60 Jahre alt und wiege sportliche 58 kg, ich bin also noch ziemlich frisch. Ich habe vorher viel Sport getrieben, Rad fahren, laufen, Fitness, Schwimmen. Letzte Woche war ich in der Diabetesschulung und da waren wir 4 km laufen.....ich hatte kurz vorher gefrühstückt und extra keinen Bolus gespritzt. Nach einer halben Stunde war ich schon im Unterzucker. Musste ständig Traubenzucker zu mir nehmen und 1 Banane. Was ist das beste was ich vor dem Sport essen kann, ohne das es mich beschwert? Sport wirkt ja bis zu 8 Std. nach......was ist das Beste ihrer Meinung nach dem Sport. Ich ernähre mich seit Jahren gesund und bewusst und tue das auch weiterhin.....

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Frau A.,

da Ihre Diagnose noch sehr frisch ist, wird es leider sicher noch etwas dauern, bis Sie ihre individuellen Reaktionen auf verschiedene Arten und Intensitäten von Bewegung besser einschätzen können. Daher ist es sehr wichtig, dass sie jetzt relativ häufig den Zucker auch während des Sports messen.

Leider können keine ganz allgemeingültigen Regeln aufgestellt werden. Wichtig ist aber, dass Sie auch bereits vor dem Sport darauf achten, dass Ihr Zucker nicht zu niedrig ist (sollte optimal zwischen 130-180 liegen). Sollte er zu niedrig sein, ist ein Anheben durch z.B. Säfte oder Glukose-Gels wichtig, auch Müsliriegel helfen gut. Traubenzucker während des Sports ist nur suboptimal, besser sind flüssige KH-Zufuhren in Form von Gels oder Getränken, da sie schneller aufgenommen werden. Nach dem Sport eignen sich Bananen und Brot als längerfristige KH-Lieferanten.

Ich hoffe, dies kann Ihnen schon etwas helfen; sicher werden Sie mit der Zeit ihre Reaktionen besser einschätzen können und auch wieder normalen Sport betreiben können.

Freundliche Grüße

Axel Preßler

 

Betreff: Diabetes und Sport

Michael fragt: 

Hallo,

ich möchte den FreeStyle Libre nutzen. Es ist wegen des Berufs aber auch wegen meiner Freizeit sicher viel besser. Ich spiele sehr aktiv Fußball (zwei bis dreimal die Woche). Doch wie kann ich ihn beim aktiven Sport schützen? Gerade durch engen Kontakt zu Mitspielern oder das ständige Fallen und Gerangel habe ich Angst, dass er beschädigt wird. haben Sie einen Tipp wie man das macht?

Viele Grüße Michael

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Michael,

für den Freestyle Libre gibt es verschiedene Ideen, ihn zu schützen, optimal sind sie sicher alle nicht unbedingt. Meines Erachtens eignen sich die angebotenen diversen Fixierungspflaster oder das LibreFix-Band allerdings ganz gut, auch können ggf. zurechtgeschnittene elastische Verbandsbinden verwendet werden. Bessere Systeme sind mir leider auch noch nicht bekannt.

Freundliche Grüße

Axel Preßler

Michael fragt:

Vielen dank für Ihre Antwort! ist das Freestyle Libre dann überhaupt
für Sportler so sehr geeignet oder sollte man dann bei der bewährten alten
Technik bleiben? Wie sind da Ihre Erfahrungen (mit Sportlern)? Was nutzen die
meisten?

Danke und Gruße

Michael

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Hallo Michael,
 
ich habe das Freestyle Libre tatsächlich selbst bisher nur vereinzelt gesehen, was aber nicht heißt, dass ich es für ungeeignet halte. Die meisten Sportler, die ich (bisher) kenne, haben Pumpensysteme und messen ggf. zusätzlich konventionell, ist aber sicher beim Fußball auch suboptimal. Je nach Dauer des Sports kann man das allerdings auch vorübergehend (1-2h) ablegen.
 
Viele Grüße
Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Karim fragt: 

Guten Tag, ih habe Diabetes Typ 1 und mache seit einiger Zeit viel Kraftsport. natürlich ist da eine Supplementierung mit Eiweiss fast unabdingbar um weiter Fortschritte zu machen. Ich habe gesehen, dass kohlehydrathaltige aber auch kohlehydratfreie Proteinpulversorten gibt. Können Sie mir sagen, was bei Diabetes sinnvoller ist? Denn ich habe auch gelesen, dass - wenn man keine Kohlehydrate nach dem Training zu sich nimmt - der Körper Eiweiß in KH umwandelt. Das wäre ja dann auch ineffektiv. Beste Grüße Karim

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Karim,

ich rate eindeutig zu kohlenhydrathaltigen Präparaten, zum Einen aus dem von Ihnen genannten Grund, zum Anderen aufgrund einer gewissen Substitution, die auch den Zuckerstoffwechsel stabil hält.

Freundliche Grüße

Axer Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Solveig K. fragt: 

Lieber Herr Dr. Preßler,

ich habe seit ich 13 Jahtre alt bin Diabetes Typ 1. Seitdem habe ich nun keinen Sport mehr gemacht. das sind jetzt 20 Jahre! Jetzt wollte ich anfangen mit Joggen aber ich weiß einfach nicht wohin mit dem Spritzbesteck. Also wohin mit der Spritze und dem Messgerätschaften. Ich hab eigentlich nicht vor meinen Rucksack mitzunehmen. Muss man das denn? Gerade am Anfang bin ich wahrscheinlich eh nicht lange unterwegs wegen der Ausdauer. Ab welcher Sportintensität sollte man es aber dann mitnehmen, wenn es anfangs vielleicht noch nicht erforderlich ist? Und: Wie viel Essen/Spritzen sollte ich am Anfang? Wo verstaut ihr das ganze Spritzwerkzeug, oder nehmt ihr das gar nicht mit? Und worauf, ausser auf Unterzucker muss man noch achten?

Vielen Dank und herzliche Grüße Solveig

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Liebe Solveig,

in aller Regel müssen bei normalen Joggingeinheiten (bis ca. 60 min, und Sie fangen sicher mit weniger an) keine Spritzen mitgenommen werden, da ja in erster Linie die Vermeidung von Unterzucker im Vordergrund steht. Messgerätschaften werden meist in der „normalen“ Sportkleidung mitgeführt; manche besorgen sich auch spezielle Gürtel mit Taschen, gibt es im gut sortierten Sport-Fachhandel. Für Getränkeflaschen gibt es spezielle Laufgurte; Gels etc. können Sie ebenfalls in normalen Seitentaschen oder auch in Gesäßtaschen der teils ja recht engen Jogginghosen mitführen.

Das richtige Verhältnis von Essen / Spritzen kann ich in der Kürze leider nicht exakt beantworten, es gibt allerdings durchaus einige Regeln. Diese hängen allerdings wieder ab von Tageszeit, Dauer, Art des Insulinersatzes etc. und von der individuellen Reaktion. Da Sie sich wahrscheinlich recht gut mit der Zuckerregulierung bei Ihnen auskennen, sollten Sie das Training bei Zuckerwerten von 130-180 mg/dl starten (ggf. vorher mit Säften / Gels auf diesen Wert anheben), ggf. ihr Insulin je nach Art vorher um 30-50% reduzieren (aber das sind nur Pauschaltipps). Für etwas genauere Regeln kann man frei im Internet die Leitlinie Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes-Gesellschaft abrufen, die meines Erachtens für alle durchaus verständlich ist. Auch eine spezielle Schulung ist sicher vor Trainingsbeginn noch einmal ratsam, zudem würde ich vorher auch zu einer sportmedizinischen Untersuchung raten, auch wenn Sie erst 33 Jahre sind.

Viele Grüße

Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Tina S. fragt: 

Sehr geehrter Herr Dr. Preßler, Mein Freund hat seit 2016 Diabetes Typ 1. Seitdem haben wir regelmäßig Sport gemacht und die Ernährung etwas umgestellt. Gemüse und Obst meidet er aber wie der Teufel das Weihwasser. Keine Ahnung warum er sich da so schwer tut. Gestern hatten wir wieder das Thema Sport, Ernährung und Gewicht. Er nimmt statt ab stets zu. Nun hat er wieder 9 Kilo zugenommen. Gestern meinte er zu mir, dass er gelesen habe, dass es fast unmöglich sei, als Typ 1 Diabetiker abzunehmen. Ich halte das für quatsch. Es gibt ja auch Sportler mit Typ 1 und die sind schlank! Ich kann mir vorstellen, dass es schwerer ist, aber nicht unmöglich. Gibt es Tipps, wie man am Besten Spritzen, Essen und Trainieren sollte? Was kann man beachten? Was sollte man gar nicht tun? Viele Grüße Tina

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Tina,

grundsätzlich ist es richtig, dass eine Insulintherapie das Abnehmen erschweren kann, aber ich schlage mich trotzdem auf Ihre Seite…man kann mit Diabetes Typ 1 selbstverständlich trotz Therapie ein normales Gewicht erreichen. Den individuellen Geschmack und die Vorlieben kann man dabei natürlich nicht ganz umgehen, da scheint mir jetzt die Bewegung sehr wichtig.

Für das Training ist sicher in erster Linie eine Ausdauerbewegung (also Laufen, Rad, Walking etc.) vorzuziehen, dies zu Beginn je nach Vorerfahrung 15-30 min pro Tag, später je nach Zeit 3-5x/Woche bis 45 min (Pauschalempfehlung). Die Insulindosis ist leider sehr individuell und kann hier nicht von mir pauschal genannt werden. Wichtig ist grundsätzlich, in eine Trainingseinheit mit einem Zucker von ca. 130-180 hineinzugehen, Getränke und Gels mit sich zu führen und besonders anfangs auch immer wieder den Zucker zu messen, um seine eigenen Reaktionen kennen zu lernen. Meist reduziert man morgendliche Insuline um 30-50%. Vermeiden sollte man Bewegung bei Zucker > 250, dann bitte erst senken. Kurze Sprints können den Zuckerwert erhöhen, auch das sollte man wissen, das kann allerdings auch positiv sein, wenn der Wert zu niedrig ist. Bis zu einigen Stunde nach einer Trainingseinheit besteht Unterzuckergefahr, daher auch danach messen und ggf. mit z.B. Bananen und Brot den Blutzucker > 100 halten. Auch Krafttraining ist übrigens sinnvoll, hier gelten generell vergleichbare Regeln.

Freundliche Grüße

Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Fritz fragt: 

Lieber Experte, ich habe mal eine Frage: Mein BZ an sich ist in Ordnung. Wenn ich nach dem Aufstehen, ohne Mahlzeit, Sport machen gehe, kann ich danach Werte um die 110 messen. Ich bin kein Diabetiker. Bei mir wurde lediglich mal reaktive Hypoglykämie diagnostiziert, die ich jedoch eigentlich austherapiert habe. Habe jetzt etwas den BZ beobachtet. Sonst ist alles soweit in Ordnung. Sind die Werte morgens, nüchtern, nach etwas anstrengenderem Sport im Rahmen des Gesunden? Habe schon gelesen, dass ein leicht höherer BZ normal sein kann. Oder kommen gesunde Menschen dennoch nicht in die Bereiche? Gruß Fritz

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 
Sehr geehrter Fritz, es ist tatsächlich normal, dass ein BZ-Wert nach einer sportlichen Betätigung etwas erhöht sein kann, insbesondere wenn diese etwas intensiver war - da würde ich mir also zunächst einmal keine Sorgen machen. Wenn sie nüchtern VOR dem Sport wiederholt Werte > 100 messen, wäre das allerdings verdächtig und müsste weiter abgeklärt werden (aber das scheint ja nicht der Fall zu sein). Freundliche Grüße Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Ferdinand R. fragt: 

Hallo, ich bin 16 Jahre alt und seit 3,5 Monaten Typ 1-Diabetiker. Bin noch in der Remissionsphase. Ich fahre immer gerne Ski und würde das gerne weitermachen. Ich fahre bereits seit ich 7 bin, meist 2 mal im Jahr. Habe jetzt Angst vor dem nächsten Urlaub mit Diabetes-Diagnose, da ich noch keine Vorstellungen habe wie das Skifahren sich auf den Zucker auswirkt. Deshalb wollte ich fragen - gerade auch in der Remissionsphase - wie viel zusätzliche BE man verbraucht etc. Danke und Grüßle Ferdinand

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Hallo Ferdinand,

zunächst einmal kann ich Sie beruhigen, dass man mit Skifahren sicher nicht aufhören muss als Typ-1-Diabetiker. Allerdings kann ich leider keine pauschale Antwort über die Reaktion Ihres Blutzuckers geben, noch weniger für Phasen der Remission. Es gibt zwar immer wieder Tabellen, die den Energieverbrauch bei bestimmten Sportarten pauschal angeben, aber darauf kann man sich nach meiner Erfahrung nicht wirklich verlassen, zumal ja das skifahrerische Können und damit auch der Anstrengungsfaktor sehr unterschiedlich ist und Skitage sehr unterschiedlich gestaltet werden.

Skifahren hat meist eher kurze und intensive Belastungen, somit sind zwischendurch eher stärkere Blutzuckeranstiege beim Sport zu erwarten. Über den Skitag hinweg gesehen und auch in den Abendstunden wird es aber eher zur Gefahr einer Unterzuckerung kommen, wobei man durch Mittagessen etc. auf der Hütte hier auch entgegenwirkt.

Es bleibt Ihnen letztlich nichts anderes übrig, als im nächsten Urlaub vermehrt zwischendurch zu messen und die Reaktionen aufzuschreiben – welche Abfahrt, welcher Zucker etc.. Morgens sollte der Blutzucker optimal zwischen 130-180 mg/dl liegen, dann sollten Sie Gels und Müsliriegel dabei haben, um notfalls gegenregulieren zu können. Falls Sie schon Insulin spritzen, sollte morgens etwas reduziert werden, ca. 30-40%, wobei dies auch von Art des Insulins abhängt.

Ich bin aber davon überzeugt, dass es Ihnen rechts rasch gelingen wird, mit der Situation auch beim Skifahren umgehen zu können und weiterhin die Freude an diesem tollen Sport behalten zu können.

Viele Grüße

Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Ilona fragt: 

Hallo, sicher ist Sporttreiben immer gut und bei Diabetes wird es ja auch immer empfohlen. Eine (blöde?) Frage habe ich dennoch: Wie hilft Sport bei Insulinresistenz? Sport erhöht doch den Insulinspiegel - wenn auch der Blutzucker sinkt - würde das nicht eine IR sogar u.U. verstärken? Oder geht es beim Sport nur darum Gewicht abzunehmen? Ich freue mich auf eine Erleuchtung :-) LG Ilona

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Hallo Ilona,

der Clou ist, dass Sport ja insulinunabhängige molekulare Mechanismen in Gang setzt, die die Aufnahme und Verstoffwechslung des Zuckers in die (Muskel-)Zellen verstärken und damit den Zuckerspiegel im Blut senken. Somit sind diese Mechanismen ganz unabhängig von der Insulinresistenz zu sehen – diese wird sozusagen elegant umgangen. Wenn dadurch dann verstärkt Glukose in die Zellen aufgenommen wird, wird auch der Insulinspiegel übrigens wieder sinken, somit kann man nicht von einer negativen Beeinflussung der IR ausgehen.

Unabhängig davon ist die Gewichtsabnahme natürlich wichtig, wobei dies ja auch durch KH-Abbau bedingt ist und somit mit dem Zuckerstoffwechsel eng zusammenhängt. Man muss hier allerdings fairerweise zugeben, dass der Abnehmfaktor durch Sport alleine leider eher weniger Bedeutung hat, hier ist dann die richtige Ernährung wesentlich wichtiger.

Viele Grüße

Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Carla fragt: 

Guten Tag Herr Dr. Preßler,

ich bin seit 8 Jahren Diabetiker Typ 1 und ich bin sportlich recht aktiv - 2 mal die woche ca. 2 stunden. Aber seit ca. 5 Wochen kann ich kein sport mehr machen da mein Blutzucker immer in die höhe schnellt spitzenwert 512 !! Ich weiss nicht woran das leigen kann, bin recht gut eingestellt ( Hba1c 6,7 ). Ich dachte immer der sport treibt den BZ runter und nicht hoch - Stichwort: Unterzuckerung bei Sport! Danke für einen Tipp

LG Carla

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Carla,

bei solchen Reaktionen würde ich erst einmal meinen, dass man unbedingt nach anderen Ursachen schauen muss, denn das ist durch Sport alleine, der offenbar ja auch nicht großartig verändert wurde, in dieser Höhe kaum zu erklären.

Nichtsdestotrotz kann Sport sehr wohl zu einer Hyperglykämie führen – entweder man fängt ohnehin schon bei zu hohen Werten an (ca. > 250; dann herrscht Insulinmangel, das kann gefährlich werden!). Oder man macht sehr intensive Einheiten wie Intervalltraining, das kann durch Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin auch mal zu kurzfristig sehr hohen Zuckerwerten führen.

Nachdem der HbA1c ja nicht so schnell auf kurzfristige Zuckeränderungen reagiert und damit hier nicht unbedingt aussagekräftig ist, überprüfen Sie bitte das derzeitige Niveau vor dem Sport, es darf nicht zu hoch sein. Und wenn es doch an geänderter Intensität liegt, müssten Sie ihre Therapie vorher entsprechend anpassen und mehr Insulin verabreichen. Insgesamt empfehle ich bei solchen Werten aber eine ärztliche Abklärung.

Viele Grüße

Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Rosalie fragt: 

Bin seit einem halben Jahr etwa Typ 1 und am kommenden Wochenende würde ich gerne an den See gehen, aber ich habe ziemlich Angst vor Unterzucker (habe mal im Sportraum vom Krankenhaus getestet: 20 min mittelintensives Fahrradfahren = Blutzucker um 100 gesenkt). Andererseits denke ich, dass ich durch Schwimmen auch etwas Gewicht reduzieren könnte, denn das ist total nötig nach einem langen Winter mit ungesunder Ernährung! Wie kann ich beim Schwimmen den Unterzucker wahrnehmen, habe gehört, dass das sehr schwer ist. Vor allem wenn ich mal weiter hinaus schwimme habe ich Angst dass es mich mit einer Hypo erwischt. Wie kann ich das angehen, wissen Sie einen Rat? Freundliche Grüße Rosalie

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrte Rosalie,

in Ihrer Situation hilft es nur, wenn Sie sehr genau wissen, wie Ihr Körper beim Schwimmen reagiert, bis dahin sollten Sie niemals zu weit rausschwimmen (ufernah bleiben, ggf. noch stehen können) und am besten eine Begleitung dabei haben. Sonst würde ich versuchen, den Zucker zu Beginn eben höher zu halten und eher mit 150-180 in das Training zu gehen, wenn Sie so stark reagieren (wobei Radfahren nicht mit Schwimmen vergleichbar ist, siehe unten, das wird beim Schwimmen sicher nicht so stark reagieren).

Eine Hypo zu spüren ist individuell sehr unterschiedlich, aber gerade beim Schwimmen kann es schnell zu spät sein, das stimmt. Grundsätzlich ist Schwimmen aber eine sehr gute Bewegungsform – allerdings muss ich Ihnen etwas die Erwartung nehmen: eine Gewichtsreduktion durch Schwimmen ist kaum zu erzielen, das geht eindeutig besser durch Radfahren etc. (liegt daran, dass Ihr Gewicht im Wasser abgefangen wird und sich die Kalorienverbrennung dadurch sehr in Grenzen hält.)

Freundliche Grüße

Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Kai S. fragt: 

Lieber Herr Dr. Preßler,

ich habe keinen Diabetes. Mache viel Sport und bin momentan in einer Diät. Also möglichst wenig Kohlenhydrate. Aber nicht zuviel, so 2g/Körpergewicht. Das Defizit ist aber realtiv hoch 800kcal-100kcal. Ist es da normal, dass ich Blutzuckerwerte von 64 oder bsp. nach dem Laufen 59 habe? Ich esse schon wenig aber was würde passieren wenn ich den ganzen Tag nichts mehr esse, würde ich dann in den Unterzucker kommen? Ist das ein Grund sich auf Diabetes testen zu lassen oder ist das noch normal alles?

MfG Kai S.

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Herr S.,

es liegt hier natürlich nahe, die niedrigen Werte auf die von Ihnen ausgeübte Diätform zurückzuführen, auch wenn dies nicht direkt beweisbar ist. Beim Laufen wird aber eben noch zusätzlich KH verbrannt, so dass sie nachher zumindest bei moderaten Sportintensitäten auch mal in solche niedrigen Bereiche vordringen können. Für einen Diabetesverdacht reicht mir das allerdings nicht aus. Auch glaube ich nicht, dass Sie bei der jetzigen Diät wirklich in einen gefährlichen Unterzucker kommen würden, aber Sie sollten schon aufpassen, dass sie gerade beim Sport eine gewisse KH-Grundzufuhr sicher stellen und ggf. vorher lieber (ausnahmsweise…) einen Frunchtsaft trinken oder einen Müsliriegel essen.

Wenn Sie wirklich den ganzen Tag nichts essen, rate ich aber von Sport ab, das kann sicher auch einmal zu gefährlich niedrigen Spiegeln führen. Allerdings rate ich auch davon ab, den ganzen Tag nichts zu essen….

Freundliche Grüße

Axel Preßler

Betreff: Diabetes und Sport

Robert fragt: 

Guten Abend! seit fast 15 jahren habe ich nun schon Diabetes typ 1 und gehe seit einiger Zeit wieder joggen. Seit einem Jahr habe ich eine Pumpe. Mein Zucker reagiert wirklich immer sehr stark auf Insulin und Bewegung und auch auf Stress usw., egal ob shoppen, Hausarbeit oder richtig Sport. Beim Joggen merke ich nun, dass mein Zucker manchmal konstant bleibt, ein anderes mal falle ich in eine Hypo, oder der Zucker steigt. Es kam auch schon häufiger vor, dass der Wert nach dem Laufen direkt gut war, und eine Stunde später plötzlich bei 300 lag. Solche Werte sind für mich unerklärlich und ich weiß einfach nicht wie ich das in den Griff bekommen soll. Auch bei früheren Versuchen war das immer wieder so, und das Joggen macht dann irgendwann einfach keinen Spaß mehr. Können Sie mir einen Rat geben? Mit der Diabetes und Sportfibel hab ich es schon probiert - tolles Buch - aber bei mir klappt es einfach nicht! Außerdem würde ich gerne wissen, wie sich das mit Muskelaufbau und immer mal wieder hohen Werten verträgt. Hab mal gehört, dass die Muskeln sich bei höheren Werten wieder schneller abbauen. Stimmt das tatsächlich? Hölrt sich irgendwie wie ein Ammenmärchen an?! Viele Grüße Robert

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler antwortet: 

Sehr geehrter Robert,

hier muss ich zugeben, dass es für mich fast zu schwierig ist, in Form des Chats sinnvolle Tipps zu geben. Es handelt sich ja offenbar um eine unkontrollierbare Situation bei Ihnen, die auf Regeln nicht wirklich anspricht. Einzig merke ich an, dass der Zuckerspiegel natürlich sehr von wechselnden Intensitäten (gestalten Sie die Einheiten unterschiedlich?) und z.B. auch Tageszeiten abhängen kann, auch von Stress-/Cortisolspiegeln. Dass der Wert nach dem Laufen so stark ansteigt, ist eigentlich ansonsten mit Logik nicht wirklich zu erklären, sofern Sie nicht viele KH danach zu sich nehmen.

Da bleibt mir nur der Rat (den Sie ggf. schon versucht haben), möglichst konstante Bedingungen zu schaffen, die Einheiten etwa gleich lang und moderat zu gestalten und auch zur gleichen Tageszeit durchzuführen, um dann zu sehen, wodurch sich solche Unterschiede ergeben könnten.

Der Zusammenhang von hohen Zuckerwerten und verstärktem Muskelaufbau ist mir zumindest nicht bekannt und erschließt sich mir auch nicht logisch. Muskelabbau findet ja v.a. bei Nährstoffmangel statt, der in dieser Situation sicher nicht vorliegt.

Viele Grüße

Axel Preßler