Diaversary

Der „Diaversary“ ist der Tag der Diabetes-Diagnose. Warum sollte man ihn feiern? Ist die Diagnose nicht oft ein Schock? Ist das „zweite Leben“ nicht viel belasteter? Wäre es nicht zynisch zu gratulieren?

Den „Diaversary“ wie einen zweiten Geburtstag zu feiern, ist eine Idee, die ursprünglich aus der Typ-1-Community kommt. Typ 1er sind auf Insulin angewiesen. Vor der Entdeckung des Insulins sind Betroffene früh gestorben. Mit Insulin ist der Diaversary deshalb der Beginn eines neuen Lebens. Anders als vorher, fordernd, manchmal überfordernd, ohne Ferien vom Diabetes, aber dennoch: die Chance auf ein gutes Leben. Dafür sind Betroffene dankbar. Deshalb feiern sie ihren Diaversary - oft mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Für manche Betroffene ist es auch ein großer Sieg, das erste Jahr mit Diabetes überstanden zu haben – deshalb ist der erste „Diaversary“ ein ganz besonderer.

Diaversary feiern mit Typ 2? Hier macht eine Diabeteserkrankung – in der Mitte oder der zweiten Hälfte des Lebens – oft Schuldgefühle; sie wird von manchen als Quittung für ein ungesundes Leben verstanden. Viele verschweigen ihren Diabetes Typ 2 sogar aus Scham. Aber auch wenn ein ungesunder Lebensstil Diabetes Typ 2 fördert, gehört doch immer auch eine entsprechende genetische Veranlagung dazu. Schuldgefühle sind deshalb fehl am Platz – es kann jeden treffen. Manche verstehen die Diagnose aber auch als Weckruf: Sie wollen nun bestmöglich mit dem Diabetes Typ 2 leben, ihre Lebensqualität erhalten und Folgekrankheiten vermeiden. Sie sehen eher die Chancen, die sich ihnen eröffnen, wenn sie ihren Lebensstil umstellen. Für sie kann der Tag der Diagnose auch mit Dankbarkeit verbunden sein, weil sie nun gelernt haben, auf ihren Körper zu hören und achtsam mit ihm umzugehen. Es verlangt einiges an Stärke, sich nicht als passives Opfer sondern als aktiver Manager seiner Erkrankung zu verstehen. Auch ein schöner Anlass, den Diaversary und sich selbst an diesem besonderen Tag zu ehren.

Wann ist Dein Diaversary? Mach mit!