Unterernährungs-assoziierter Diabetes als separater Diabetestyp „Typ-5-Diabetes“ vorgeschlagen
Im Zusammenhang mit Unterernährung kann ein Diabetes auftreten, der sich von Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes unterscheidet. Laut International Diabetes Federation (IDF) betrifft diese Art von Diabetes mellitus 20 bis 25 Millionen Menschen weltweit, vor allem in Regionen wie Asien und Afrika. Dieser Diabetestyp gilt als schwerer Insulinmangel-betonter Diabetes („severe insulin-deficient diabetes“, kurz SIDD), für den neben dem erhöhten Insulinmangel eine schlechte Stoffwechselkontrolle charakteristisch ist. Ursache ist vor allem eine chronische Unterernährung, insbesondere während der Kindheit oder Jugend. Die Annahme: Nährstoffdefizite, die lange Zeit andauern, beeinträchtigen die Entwicklung der Bauchspeicheldrüse.
Die IDF hat im April 2025 eine Arbeitsgruppe gegründet, die die Ursachen und optimale Behandlungsmöglichkeiten für diesen Diabetestyp (Arbeitsgruppentitel „Type-5-Diabetes Working Group“) untersucht. „Typ-5-Diabetes“ wurde als Arbeitstitel für den neuen Diabetes-Typ gewählt. Dieser unterscheidet sich sowohl vom Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes, aber auch von anderen Diabetes-Typen. Unter der Bezeichnung „Typ-3-Diabetes“ werden Diabetesformen zusammengefasst, die entweder erblich bedingt sind oder andere Grunderkrankungen als Ursache haben, die zu einer diabetischen Stoffwechsellage führen. „Typ-4-Diabetes“ ist die Bezeichnung für einen neu aufgetretenen Diabetes in der Schwangerschaft.
Entsprechend haben Menschen mit „Typ-5-Diabetes“ keine Insulinresistenz, sondern ein Insulindefizit. Die IDF glaubt, dass viele ihre Diabeteserkrankung mit einer oralen Medikation, die die Insulinfreisetzung stimuliert (Sulfonylharnstoff-Präparate oder DPP-4 Inhibitoren) statt mit Injektionen von Insulin managen könnten – was die Situation der Betroffenen, die meist in Regionen mit wenig Ressourcen auftreten, verbessern könnte.
Bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Phänomen erstmals registriert, seither allerdings wenig auf globaler Ebene diskutiert – und häufig fälschlich als Typ-1- oder Typ-2- diagnostiziert. Auf dem IDF World Diabetes Congress im April 2025 in Bangkok wurde die Gründung einer Arbeitsgruppe bekanntgegeben, die Richtlinien zur Diagnose und für die Therapie bei Typ-5-Diabetes entwickeln soll.
Quelle: International Diabetes Federation (IDF)
Text: Susanne Löw