Harry Wijnvoord (69): Mann mit Zufriedenheits-Gen

Harry Wijnvoord

Seine blau-grauen Augen strahlen irgendwie immer. Wirklich immer, selbst durchs Telefon. Moderator-Legende Harry Wijnvoord ist ein durch und durch zufriedener Mensch und mit sich im reinen, das ist für jedermann sichtbar. Er selbst behauptet, ein Zufriedenheits-Gen in sich zu tragen. Das ist so beachtlich wie ungewöhnlich, denn die meisten Menschen mit Typ-2-Diabetes hadern mit ihrer Erkrankung. Harry hadert nicht. Er nimmt seinen Diabetes sehr ernst und bietet ihm die Stirn. 15 Jahre mittlerweile. Als er 2004 in das RTL-Dschungelcamp geht, muss er sich wie alle Teilnehmer einem ärztlichen Check-Up unterziehen. Der Arzt stellt einen Blutzuckerwert von 400 mg/dl fest. Da Harry aber unbedingt an der Show teilnehmen will, begibt er sich am Folgetag in die Obhut einer Diabetologin und schafft es, innerhalb von sechs Wochen seinen Blutzucker auf 150 mg/dl zu reduzieren. Nur mit Tabletten und Ernährungsumstellung. Im Dschungel selbst sinkt der Blutuckerwert durch die reduzierte Kost auf 90 mg/dl, so dass er die Medikation ganz weglassen kann. 11 kg Gewicht verliert er während dieser Zeit. 

Trotzdem fragt er sich heute, warum er nicht früher zur Vorsorge gegangen ist, schließlich war sein Vater im Alter von 70 Jahren an den Folgen von Typ-2-Diabetes verstorben: Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen. War er nicht sensibilisiert? Nein, denn letztendlich war Harry unwissend, wie sich die Krankheit Typ-2-Diabetes entwickelt. Er wäre nicht zur Vorsorge gegangen, ihm tat ja nichts weh. 

Heute rät er jedem zur Vorsorge, den er anhand des Übergewichts für einen potenziellen Diabetes-Kandidaten hält. Die meisten wollen es nicht wahr haben und verdrängen ihr Risiko. Harry Wijnvoord selbst hat seinen Diabetes im Griff, auch wenn das Gewicht immer mal wieder schwankt, wenn er doch der süßen Verführung erlegen ist. Um Dessertbuffets macht er ausdrücklich einen Bogen, aber hin und wieder gönnt er sich ein Stück Käsesahnetorte, jeder Bissen ein Genuss. Grundsätzlich achtet er auf das, was er isst. Er kocht selbst, isst viel Fisch und Salat, aber Ausnahmen müssen auch mal sein, das Leben sollte ja Spaß machen. 

Harry Wijnvvord ist ein Genießer. Erst kürzlich hat er sich mit einem fantastischen Steak vom Hochtemperaturgrill belohnt. Doch wenn er mal über die Stränge geschlagen hat, weiß er, wie er danach gegensteuern muss. Anscheinend funktioniert seine Therapie bestens, denn auch nach 15 Jahren der Erkrankung ist Harry noch insulinfrei. Er ist kein Freund von Insulin bei Typ 2, das Insulin gäbe den Nichtwillensstarken einen Freifahrtschein, doch alles zu essen, was sie nicht dürfen, um dann mit dem Insulin gegenzuspritzen. 

Aber auch Harry hat die Nichtwillensstark-Phasen. Obwohl er weiß, dass Bewegung signifikant den Blutzucker senkt, seit er den Jakobsweg mit konstantem BZ-Wert von 90 gegangen ist, ist sein Bewegungsverhalten suboptimal. Er bezeichnet sich einfach als zu faul. Nur beim Golfen bewegt er sich ausreichend. Aktuell wiegt Harry 107 kg, sein Ziel ist 100 kg. Wie schwer es den Menschen gemacht wird, an Gewicht zu verlieren, liegt seiner Meinung nach auch an der fehlenden Nährwertkennzeichnung. Es müsse eine Ampel auf jedes Süßgetränk, von der Strategie von Ernährungsministerin Julia Klöckner zur freiwilligen Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie zur Reduzierung von Zucker hält er nichts. Die Politik mehr in die Pflicht zu nehmen, ist Harry Wijnvoord ein wichtiges Anliegen. Gesundheitsminister Jens Spahn sollte sich um die Gesundheit kümmern und ausschließlich für die Patienten agieren. Für einen kurzen Moment strahlen die Augen nicht, trotz Zufriedenheits-Gen.