Null Bock auf Diabetes – So unterstützen Sie Ihr Kind in der Pubertät

Jugendliche auf dem Boden sitzend und am verzweifeln
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Die Pubertät ist eine Phase voller Umbrüche und Herausforderungen. Wenn dann noch ein Diabetes dazukommt, können Konflikte und Unsicherheiten vorprogrammiert sein. Viele Jugendliche mit Typ-1-Diabetes haben in dieser Zeit "keinen Bock" auf ihre Krankheit. Die erste große Liebe, Partys, Hobbys und die Freundesgruppe scheinen viel wichtiger zu sein als Blutzuckermessen und Insulinspritzen.

Die Folge: Blutzuckerwerte und der Langzeitwert HbA1c steigen an. Das liegt nicht nur an der mangelnden Motivation, sondern auch an den Hormonen, die in der Pubertät verrücktspielen. Der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit und die Angst der Eltern prallen aufeinander. Wie können Sie als Elternteil Ihr Kind mit Diabetes am besten in der Pubertät zu unterstützen, ohne es zu überfordern?

Wenn Ihr Kind die Motivation verliert: Tipps für Eltern

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Jugendliche in der Pubertät die Diabetes-Therapie vernachlässigen. So können Sie Ihr Kind unterstützen:

  • Verständnis schaffen: Sprechen Sie gemeinsam mit dem Diabetesteam aus der Kinder- und Jugenddiabetologie darüber, welche langfristigen Folgen dauerhaft hohe Blutzuckerwerte haben können. Besprechen Sie vorab, wie das Thema so vermittelt wird, dass Ihr Kind sich weder überfordert noch verängstigt fühlt. Wichtig ist, dass Sie als Eltern entscheiden, wann und ob Sie dieses Gespräch mit Ihrem Kind führen möchten. Das Ziel ist, dass Ihr Kind versteht, dass es seine langfristige Gesundheit selbst mitgestalten kann. 
  • Aktiv einbeziehen: Fragen Sie Ihr Kind direkt, was ihm/ihr helfen würde, sich wieder zu motivieren. Eine offene Kommunikation mit Ihrem Kind ist in dieser Situation entscheidend. Zudem könnte eine kurzzeitige Belohnung für gute Werte dabei helfen Ihrem Kind Mut zu machen. 
  • Digitale Unterstützung: Suchen Sie nach hilfreichen Apps, die die Diabetes-Therapie spielerisch erleichtern können.
  • Freizeiten für Jugendliche mit Diabetes: Erkundigen Sie sich beim Diabetesteam nach Ferienfreizeiten für Jugendlichen mit Diabetes. Der Austausch mit Gleichaltrigen stärkt das Selbstbewusstsein und zeigt Ihrem Kind, dass es nicht allein ist.

Wenn der Alltag zu voll ist: Routinen schaffen

Schule, Sport und Freund*innen – da kann der Diabetes schnell vergessen werden. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, Routinen zu entwickeln:

  • Pausen sind wichtig: Erinnern Sie es daran, dass es okay ist, auch mal eine Pause zu machen und nicht ständig aktiv sein zu müssen.
  • Arzttermine nicht vergessen: Machen Sie klar, dass trotz aller Hobbys die regelmäßigen Besuche in der Kinder- und Jugenddiabetologie oder anderen wichtigen Ärzt*innen unerlässlich sind.

Wenn Scham und fehlendes Selbstwertgefühl die Therapie beeinflussen

Gerade in der Pubertät kann der Diabetes zu Schamgefühlen führen. Das kann helfen:

  • Stärken hervorheben: Machen Sie Ihrem Kind bewusst, dass der Diabetes es nicht davon abhält, seine Träume zu verfolgen und zu verwirklichen. Es kann alles erreichen, solange es gut auf sich achtet.
  • Selbsthilfegruppen: Fragen Sie, welche Unterstützung die Klinik/ Praxis anbietet – vielleicht gibt es eine Jugendgruppe, in der Ihr Kind sich mit Gleichaltrigen austauschen kann. 
  • Online-Austausch: Die Typ-1-Diabetes Community ist auf den sozialen Netzwerken sehr aktiv. Ermutigen Sie Ihr Kind sich mit Gleichaltrigen der Community auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. 

Hormone in der Pubertät: Der Umgang mit Blutzucker-Chaos

Wachstumshormone, Adrenalin bei Verliebtheit oder Stress – die Hormone können den Blutzucker Achterbahn fahren lassen.

  • Geduld haben: Seien Sie nachsichtig und nicht zu streng. Hormonell bedingte hohe Blutzuckerwerte am Morgen kommen in der Pubertät häufig vor (Dawn-Phänomen). Fragen Sie das Diabetesteam Ihres Kindes nach Ratschlägen. 
  • Moderne Technologie nutzen: Moderne Hilfsmittel wie AID-Systeme können in solchen Phasen eine große Erleichterung sein. Sprechen Sie mit Ihrem Diabetesteam über mögliche Lösungen.

Verantwortung schrittweise übertragen 

Die Pubertät ist die Zeit, in der Jugendliche mehr Verantwortung fordern, aber sich oft vor der Verantwortung für den Diabetes drücken. Der beste Weg ist, die Verantwortung schrittweise zu übergeben. Das bedeutet nicht, dass Ihr Kind von heute auf morgen alles allein managen muss. Es wird behutsam an die Aufgaben herangeführt – von Ihnen und dem Diabetesteam. Dennoch sollten Sie immer für Fragen oder Notfälle zur Verfügung stehen.

Alkohol und Diabetes bei Jugendlichen: So reagieren Sie richtig

Das Thema Alkohol ist in der Pubertät oft präsent. Statt es ganz zu verbieten, sollten Sie einen offenen Umgang damit pflegen.

  • Gemeinsam den ersten Schluck Alkohol trinken: Wenn Ihr Kind 16 Jahre oder älter ist: Schlagen Sie vor, das erste Mal gemeinsam Alkohol zu probieren. So können Sie den Blutzucker zusammen beobachten und bei Unterzuckerung schnell reagieren.
  • Schulungen nutzen: Viele Kinder- und Jugenddiabetologien bieten Schulungen zu Themen wie Alkohol, Rauchen und Drogen an. Machen Sie Ihr Kind auf dieses Angebot aufmerksam und ermutigen Sie es, daran teilzunehmen. Dort kann es sich auch mit Gleichaltrigen austauschen, die vielleicht schon ihre ersten Erfahrungen darin gesammelt haben. 

Jede*r Jugendliche ist anders. 

Vergessen Sie nicht: Jede*r Jugendliche geht anders mit seinem/ihrem Diabetes in der Pubertät um. Es gibt dafür keine universelle Anleitung. Diese Tipps sind als Wegweiser gedacht, um die Pubertät mit Diabetes als Familie gemeinsam zu meistern. 

Quellen

Apotheken Umschau; Diabetes-Anker; Diabinfo; Diabetespsychologin