„Altersdiabetes“ schon in jungen Jahren?

Prävention von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
Junge mit Ärztin geben "High Five"
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Diabetes Typ 2 – im Volksmund auch „Altersdiabetes“ – ist eine Erkrankung, die vor allem bei älteren Menschen auftritt. Doch auch Kinder und Jugendliche können bereits an Typ-2-Diabetes erkranken. Zuletzt wurde bei rund 180 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren pro Jahr Typ-2-Diabetes diagnostiziert, mit einer steigenden Tendenz. Oft steht die Diagnose im Zusammenhang mit einer sehr ausgeprägten Adipositas, also starkem Übergewicht - Typ-2-Diabetes wird oft bei den Kinder-Vorsorgeuntersuchungen J1 und J2 entdeckt. Manche Kinder zeigen aber auch die typischen Symptome wie zum Beispiel ungewöhnlich viel Durst und viel Urinausscheidung. 

Eine ausgeprägte Adipositas im Kindesalter ist eine schwere Erkrankung und kann früh zu Typ 2 Diabetes führen. Bei diesen Kindern liegt meist ein erhöhtes genetisches Risiko vor und ungünstige Umweltbedingungen kommen hinzu. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung des Typ 2 Diabetes im Kindesalter in einer Spezialsprechstunde ist besonders wichtig, denn bei ihnen treten auch die Begleit- und Folgeerkrankungen bereits früher auf. 

Das können Sie zur Vorbeugung tun, um Ihr Kind zu schützen 

In den meisten Fällen erkranken die Menschen jedoch erst im mittleren oder späten Erwachsenenleben. Dabei spielen eine bauchbetonte Adipositas, ungünstige Bewegungs- und Essgewohnheiten und ein genetisches Risiko zusammen. Daher ist es wichtig, bereits im Kindesalter die Grundlagen für einen gesunden Lebensstil zu legen. Verhaltensmuster werden in jungen Jahren geprägt. Sie können Ihrem Kind dabei helfen, dass es einen aktiven Lebensstil entwickelt und trotz großer Auswahl ungesunder Lebensmittel auch täglich gern gesunde Lebensmittel isst. So kann man auf lange Sicht sein Typ-2-Diabetes-Risiko senken. 

Ernährungstipps 

Gesunde Ernährung ist ein großer Bestandteil der Prävention und auch der Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen. Wichtig ist eine langfristige Umstellung hin zu einer ausgewogenen Ernährung. Im Mittelpunkt steht eine ballaststoffreiche Mischkost mit viel Obst, Gemüse, Nüssen, Vollkornprodukten und gesunden Fetten. Natürlich darf auch mal genascht werden, aber wichtig ist, die übermäßige Zufuhr von Kalorien zu reduzieren, die oft durch Fast Food sowie Energy Drinks, gesüßte Getränke, Süßigkeiten und salzigen Snacks verursacht wird. 

Hier sind ein paar einfache, aber effektive Tipps, die Familien im Alltag umsetzen können. So können Sie das Risiko Ihrer Kinder, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken, effektiv verringern:

  • Auf Portionsgrößen achten: Wichtig ist, dass Kinder ein Gefühl für Sättigung entwickeln. Zwingen Sie ein Kind niemals, den Teller aufzuessen.
  • Smart Snacking: Süßigkeiten, Chips und süßer Nachtisch sollten in der Menge begrenzt und als Zwischenmahlzeit besser durch Obst oder Gemüse ersetzt werden. Schneiden Sie z.B. rohe Möhren, Paprika und Kohlrabi auf Sticks, dann können Kinder sich selbst bedienen.
  • Wasser statt Zucker: Anstelle von Softdrinks und Fruchtsäfte sollten Kindern im Alltag Wasser trinken. Dazu hat diabetesDE im November 2022 eine Aufklärungskampagne in Grundschulen in Baden-Württemberg gestartet.
  • Zuhause kochen: Kochen Sie so oft wie möglich selbst und essen Sie die Mahlzeiten mit Ihren Kindern zusammen am Tisch. Beim Essen sollte der Fernseher aus- und das Handy fernbleiben.
  • Gemeinsam zubereiten: Kinder sollten aktiv in die Essensplanung und -zubereitung einbezogen werden. So lernen sie spielerisch, wie gesunde Mahlzeiten entstehen.

Tipps für Bewegung 

Bewegung ist für jeden Menschen wichtig. Bewegung hilft Kindern und Jugendlichen, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln und verbraucht auf gesunde Art und Weise Energie.  

Ziel sollte es sein, dass Bewegung zu einem festen Bestandteil des Tages wird. Jede Bewegung zählt: Vereinssport, aber auch draußen Ballspielen, Radfahren, Inline-Skaten oder mit dem Familienhund spazieren gehen sind tolle Möglichkeiten, sich regelmäßig zu bewegen. 

Wenn Ihr Kind keine Lust zum Spielen draußen hat und lieber am Handy „daddelt“, sind das hier einige Ideen, wie Kinder und Jugendliche mehr Bewegung in ihren Alltag integrieren können:

  • Der Schulweg: Kinder sollten zur Schule laufen oder mit dem Fahrrad fahren, anstatt mit dem Auto gebracht werden.
  • Kinder motivieren: Finden Sie heraus, woran Ihr Kind Spaß hat: Soll es lieber ein Mannschaftssport sein? Tanzt oder schwimmt Ihr Kind gerne? Ein Probetraining in einem Sportverein kann helfen, einen Sport zu finden, der Ihrem Kind Spaß macht.
  • Familienzeit: Gemeinsame Aktivitäten wie Wandern, Radtouren oder einen Ausflug auf den Spielplatz sollten in den Familienalltag eingeplant werden.
  • Vorbild sein: Überprüfen Sie Ihr eigenes Verhalten. Wenn Sie auch kurze Strecken mit dem Auto fahren und in Ihrer Freizeit vorm Fernseher sitzen, wird Ihr Kind diese Verhaltensmuster übernehmen.
  • Reduzierung der Bildschirmzeit: Anstatt stundenlangem Sitzen vor dem Fernseher oder der Spielkonsole sollten Kinder und Jugendliche sich täglich bewegen. Durch eine Einschränkung des Medienkonsums bleibt noch genügend Zeit für sportliche Aktivitäten oder sonstige Bewegung.

Ein gemeinsamer, gesunder Lebensstil kann nicht nur die Gesundheit Ihres Kindes verbessern, sondern auch das Familienleben stärken. Wenn aber bereits ein Typ-2-Diabetes vorliegt, dann braucht Ihr Kind Unterstützung eines spezialisierten Diabetes-Teams. 

Wichtig: Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder alle Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt wahrnehmen, auch als Teenager (J1 und J2). Wenn Sie als Eltern an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, teilen Sie das dem Kinder- und Jugendarzt bei den Vorsorgeuntersuchungen mit. Wenn Sie bei Ihrem Kind Zeichen eines Diabetes feststellen (viel Durst, viel Urin, Müdigkeit oder Gewichtsabnahme), rufen Sie den Kinder- und Jugendarzt an.

Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Martin Wannack, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, DDG Diabetologe und pädiatrischer Ernährungsmediziner an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, sowie bei PD Dr. Simone von Sengbusch, Oberärztin im Bereich Kinderdiabetologie an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, für ihre wertvolle fachliche Expertise zu diesem Beitrag.